»Produkt der internationalen Solidarität«
Interview: Annuschka EckhardtEine Katastrophe jagt die nächste: Nach Wirbelstürmen und Stromausfällen in den vergangenen Wochen wurde Kuba am Sonntag von einem Erdbeben erschüttert. Wie ist die aktuelle Lage?
Uns haben schreckliche Bilder und Berichte der Verwüstung aus den Erdbebengebieten und nach den beiden großen Wirbelstürmen erreicht: Menschen in großer Not. Schlammlawinen, von Wassermassen überflutete Straßen und ganze Stadtteile, zerstörte Gebäude und abgeknickte Strommasten. Diese Naturkatastrophen treffen die Bevölkerung Kubas mit aller Härte. Eine ohnehin schon fragile Infrastruktur stellt das Land vor ungeheure Herausforderungen. Es geht in manchen Regionen immer noch darum, Leben zu retten. Wir wissen, dass alle verfügbaren Kräfte dafür eingesetzt werden, zunächst das Lebensnotwendige wiederherzustellen. Damit meine ich die Trinkwasserversorgung, das Bereitstellen von Lebensmitteln und Unterkünften, die Wiederherstellung weiterer Infrastruktur, zum Beispiel einer sicheren Stromversorgung. Natürlich bleibt es eine Priorität, das Gesundheitswesen Kubas funktionsfähig zu halten.
Die seit mehr als 60 Jahren andauernde Blockade der USA verschlimmert die Lage zusätzlich. Doch viele Menschen sind solidarisch mit dem sozialistischen Inselstaat. Wofür sammeln Sie Geld?
Wir sammeln für die Kinder der Clinica Rosa Luxemburgo in Cárdenas. Sie brauchen einen Kleinbus. Unser Ziel, dafür 20.000 Euro zu sammeln, haben wir fast erreicht, aber die aktuelle Situation verlangt, dass wir diesen Betrag möglichst übertreffen. Die Klinik behandelt jeden Tag 250 bis 300 Patienten und Patientinnen mit verschiedenen Behinderungen. Hierfür stehen zur Zeit 46 Beschäftigte zur Verfügung.
Für die Kinder mit verschiedenen Handicaps gibt es tiergestützte Therapien in einem Garten mit Spielgeräten und Tieren – unter anderem mit Pferden und Eseln. Damit werden sehr gute Erfahrungen gemacht. Es werden auch Kunsttherapien, Wasser- und Bewegungstherapien, krankengymnastische, physikalische, ergotherapeutische, logopädische und psychologische Behandlungsformen angeboten. Aber es fehlt der Klinik eben an Transportmöglichkeiten, damit auch alle Kinder in den Genuss der Therapien kommen.
Warum unterstützen Sie ausgerechnet die Clinica Rosa Luxemburgo in Cárdenas?
Die Klinik selbst ist ein Produkt der internationalen Solidarität, sie wurde von internationalen Brigaden aus einem verfallenen Gebäude in nur einem Jahr, 2002, aufgebaut. Der schon zu dieser Zeit maßgebliche Impulsgeber und heutige Leiter der Klinik ist selbst Vater eines Kindes mit Entwicklungsstörungen, für dessen Behandlung er damals in die Hauptstadt Havanna reisen musste. Er war auch als Brigadist am Aufbau der Klinik beteiligt. Und heute leistet die Klinik selbst internationale Solidarität, sie ist Ausbildungsstätte für medizinisches Personal aus Mexiko, Peru, Argentinien, Guatemala und Costa Rica.
Bestehen Unterschiede zur hiesigen sogenannten Behindertenpolitik?
Bei unseren Besuchen der Klinik bewegte uns sehr, mit welcher Hochachtung mit den kleinen Patienten umgegangen wird, welche Zugewandtheit sie erfahren. Die Familien sind umfassend in die Behandlung ihrer Kinder einbezogen, auch um selbst zu lernen, wie sie am besten mit ihren Kindern umgehen können. Der Umgang der Familien, aber auch der ganzen Gesellschaft mit ihren Kindern ist Ausdruck dafür, dass eben alle Kinder – ohne Ausnahme – die Zukunft der Gesellschaft darstellen.
Große Aufmerksamkeit wird auf die Fähigkeiten der Patienten und deren Förderung gelegt. Der Therapieansatz ist ganzheitlich, die Ursachen der Schwächen werden behandelt, gleichzeitig wird der ganze Mensch mit seinem Umfeld betrachtet und gefördert.
Ein Bus ist eine tolle Idee, doch welche Lösungen bieten Sie für die problematische Treibstoffsituation an?
Über dieses Problem haben wir ausführlich auch mit der Leitung der Klinik gesprochen. Zum Glück ist es so, dass Einrichtungen des Gesundheitswesens, also auch die Klinik Rosa Luxemburgo, in besonderer Weise mit Treibstoff versorgt werden.
Klaus Weißmann ist aktiv beim linken Motorradclub Kuhle Wampe in Kiel
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