Aus Leserbriefen an die Redaktion
Maschinen und KI
Zu jW vom 4.11.: »Digitalisierung heißt Kontrolle«
Die Überschrift »Digitalisierung heißt Kontrolle« benennt einen Sonderfall. Jegliche Maschinerie bedeutet Kontrolle, selbst die Dampfmaschine. Die künstliche Intelligenz (KI) ist eine Maschine – zumindest vom Standpunkt des Buchhalters. Wenn ein Unternehmen eine KI anschafft, eine entsprechende Investition tätigt, muss der finanzielle Aufwand verbucht werden. Und das geschieht in der Anlagenbuchhaltung, wo die Investition dann pro rata abgeschrieben wird. Zumindest ist bisher kein Fall bekanntgeworden, dass mit einer KI ein Arbeitsvertrag abgeschlossen wurde und ihr ein Lohn oder ein Gehalt gezahlt worden wäre.
Die Entstehung und Entwicklung der KI ordnet sich ein in die allgemeine Entwicklung der Maschinerie, welche die menschliche Arbeitskraft mechanisiert oder automatisiert. In der ersten Etappe wurde zunächst die physische, körperliche Arbeit mechanisiert bzw. automatisiert. Der Hafenarbeiter Thälmann hatte noch Säcke auf seinem Buckel zu schleppen, um Schiffe zu beladen bzw. zu entladen. Der Thälmann von heute bewegt mit einem Gabelstapler oder einem Kran Container. Die schwere körperliche Arbeit wurde mechanisiert. Eine neue Etappe in der Entwicklung der Maschinerie begann mit der Entstehung von digitalisierten Maschinen, welche die geistige Arbeit mechanisieren bzw. automatisieren können. Die künstliche Intelligenz ist eine spezielle digitalisierte Maschine, in der die allgemeine menschliche – wissenschaftliche – Arbeit vergegenständlicht ist.
Bernd Vogel, Leipzig
Reparation und Leistung
Zu jW vom 8.11.: »Verpasste Alternativen«
Vielen Dank an Stefan Bollinger für diesen wichtigen, ja notwendigen Artikel, in dem er die für den Start der DDR so belastenden Reparationen an die Sowjetunion erwähnt. Ich möchte das noch ein wenig mit Fakten untermauern. Der staatliche Beginn der DDR war mit einem industriellen Widerspruch belastet, der Bundeskanzler Konrad Adenauer zur Bemerkung veranlasste, »dieses Gebilde von Leichenfledderern« würde nicht das erste Jahr überstehen.
Auf dem Territorium der späteren DDR befand sich 1945 fast die Hälfte der eisen- und stahlverbrauchenden Schwerindustrie, Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau – und keine Rohstoffbasis. Hier standen vier veraltete Hochöfen in Unterwellenborn gegen 120 im Ruhrgebiet. Die Zwickauer Steinkohle war nur für Schmiedekoks geeignet. Es gab nur ein einziges Portlandzementwerk hier im benachbarten Schwanebeck. Alle diese Werke, auch die der Chemie, waren SAG, Sowjetische Aktiengesellschaften, welche Reparationen lieferten. Das zweite Gleis wurde demontiert und manches andere.
Die Sowjetische Besatzungszone und die DDR trugen die gesamte Last der Wiedergutmachung an die Sowjetunion, nachdem Truman angesichts des erfolgreichen Atombombentests von Alamogordo das Gespräch darüber mit Stalin abgebrochen hatte. 90 Prozent der Wirtschaftsleistung entstammten 1989 Betrieben, die während der Existenz der DDR erschaffen, umgebaut oder modernisiert wurden. Die Wirtschaftsleistung wurde also in 40 Jahren verzehnfacht. Wer will die Leistungen der Werktätigen unseres Landes kleinmachen?
Henning Wesarg, Halberstadt
Hybris und Arroganz
Zu jW vom 12.11.: »Krieg um KI-Chips«
Selbstverständlich schafft China das. Denn sein »Human Resources«-Potential für diese Eigenständigkeit ist qualitativ und quantitativ dem des Westens mittlerweile weit überlegen. Daher meine Prognose, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die »Guten«, die Sanktionierer, die Freihandel nur solange proklamieren, wie sie unterlegene Volkswirtschaften dadurch ausplündern können, in China um entsprechende High-End-Chips betteln werden … oder alternativ, so wahnsinnig wie sie in ihrer Hybris und Arroganz unterwegs sind, das Know-how mittels Gewalt zu rauben versuchen.
Norbert Schreiber, München
»Freiheit« und Verzweiflung
Zu jW vom 8.11.: »Lindner rutscht aus«
Die Ukraine sichert/verteidigt laut Baerbock also Deutschlands »Freiheit«? Ach ja? Ich kann mich noch gut an bessere Zeiten erinnern, als Minister zurücktreten mussten, weil sie es gewagt hatten, öffentlich zu sagen, dass »Deutschlands Freiheit« am Hindukusch »verteidigt« wird. Heute bleiben solche verlogenen Aussagen nicht nur ohne Konsequenz, sind »normal« geworden und werden auch noch vom Medienmainstream unterstützt. Dass die Grünen zusammen mit der SPD die Schuldenbremse aussetzen wollten, um diesen sinnlosen Krieg weiter mit noch mehr Waffen zu unterstützen, statt zum Beispiel unsere marode Infrastruktur endlich zu sanieren, ist eine Schande. Immerhin ist diese elende Ampel daran zerbrochen. Endlich. Es war die schlechteste Bundesregierung, die Deutschland jemals hatte. Die Lebenserwartung ist gesunken, die Inflation gestiegen, die Preise grenzen an Wucher, Deindustrialisierung, Armut, Verzweiflung … Das hinterlassen uns Baerbock, Habeck, Lindner und Scholz. Jetzt wird bestimmt bis zur Wahl wieder fleißig links geblinkt und von Frieden gelogen.
Kai Merkel, Wuppertal
Kooperation statt Konkurrenz
Zu jW vom 9./10.11.: »In der Sackgasse«
Die existentiellen Probleme des 21. Jahrhunderts, hauptsächlich bereits verursacht und drastisch verschärft im 20. Jahrhundert, lassen sich weder mit den Methoden noch mit der Geisteshaltung des 19. lösen. Nicht sich gegenseitig vernichtende Konkurrenz, sondern uneingeschränkte globale Kooperation sind dringend geboten, denn: »The World has enough for everyone’s need, but not for everyone’s greed« (Mahatma Gandhi). Ansonsten droht schon bald: Game over! Und zwar nicht nur für Europa, sondern für den gesamten Planeten.
Reinhard Hopp, Berlin
Jetzt wird bestimmt bis zur Wahl wieder fleißig links geblinkt und von Frieden gelogen.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!