Schon 31.000 Postbeschwerden
Von David MaiwaldWeniger Daseinsfürsorge, mehr Ärger. Die Bundesnetzagentur hat erneut deutlich mehr Beschwerden über die Post erhalten. Wie die Bonner Behörde auf eine Anfrage von dpa erklärte, erhielt sie im laufenden Jahr in den ersten neun Monaten etwa 31.700 Eingaben und damit 25 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2023. Damals waren es »nur« 26.000 Beschwerden gewesen. Auch wenn die Eingaben auch andere Logistiker der Post- und Paketbranche betreffen, gingen demnach 90 Prozent der Beschwerden auf den ehemaligen Staatskonzern Deutsche Post, nun DHL, zurück.
Ein Konzernsprecher zeigte gegenüber dpa auf andere Firmen: Schließlich erhalte die Post im Rahmen von »Teilleistungen« auch Sendungen fremder Unternehmen, etwa kleinerer und regional tätiger Zusteller. Häufig gingen in diesem Zusammenhang verspätete Zustellungen auf »zuvor arg verspätet zur Weiterbeförderung übergebene« Sendungen zurück. Die Bundesnetzagentur stelle zudem nur einen »Bruchteil« der Beanstandungen zur Verfügung. Der Konzern könne sich so überhaupt kein Bild machen: Die Zahl an von der Netzagentur übergebenen Beschwerden sei demnach sogar rückläufig. Unmut der Kunden über die Zustelleistung werde vom Unternehmen aber »bedauert«, zitierte dpa.
Selbst wenn das stimmen sollte: Die Post hat ihr Angebot in der Bundesrepublik seit ihrer fortgesetzten Privatisierung deutlich zurückgebaut. Nach aktuellen Zahlen konnte sie 141 sogenannte Pflichtstandorte bundesweit nicht bedienen; allein 24 in Nordrhein-Westfalen, acht in Sachsen, fünf in Sachsen-Anhalt und drei in Thüringen, wie die Bundesnetzagentur Anfang September mitteilte. Das Filialnetz der Post ist gerade in ländlichen Regionen immer löchriger geworden, da es mittlerweile durch Verträge mit Einzelhändlern und Kiosken betrieben wird – die auf dem Land zunehmend verschwinden. Die Privatisierung hat die Versorgung deutlich verschlechtert, der Bund hat sich mittlerweile auf nur noch 17 Prozent der Anteile am Konzern zurückgezogen.
Das scheint indes gewünscht. Die Bundesregierung hatte im Juni noch eine Novelle des Postgesetzes durchgewinkt: Die Post muss nicht mehr an sechs Tagen zustellen, Briefe dürfen erst am vierten Tag nach Versendung zugestellt werden. Erst am Dienstag hatte die Netzagentur der Post eine erneute Portoerhöhung gewährt. Ab 2025 dürfen Briefsendungen stolze 10,48 Prozent teurer werden: Ein normaler Brief kostet ab Januar mit 95 Cent zehn Cent mehr, ebenso wie der Kompaktbrief, der dann 1,10 Euro kosten soll. Für einen Großbrief mit einem Gewicht von bis zu 500 Gramm werden dann sogar 20 Cent mehr fällig: 1,80 Euro. Länger warten, mehr bezahlen: Zeit ist Geld.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
-
Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (18. November 2024 um 11:35 Uhr)Wie die Bahn so auch die Post: Voll im Deutschland-Trend – immer schneller und weiter bergab!
Ähnliche:
- 31.05.2024
»Alptraum der Privatisierung«
- 31.01.2024
Meloni verscherbelt Tafelsilber
- 06.11.2021
Markt regelt Bahnverkehr
Mehr aus: Inland
-
Olivgrün mit Herz
vom 18.11.2024 -
BRD wird zum Gasumschlagplatz
vom 18.11.2024 -
Grüße aus der Isolationshaft
vom 18.11.2024 -
Kriegstüchtig bis ins Klassenzimmer
vom 18.11.2024 -
Hapag-Lloyd folgt dem Megatrend
vom 18.11.2024 -
»Sie sollen Alpträume haben, weil Enteignungen drohen«
vom 18.11.2024