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Aus: Ausgabe vom 21.11.2024, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Tarifeinigung Gebäudereiniger

Cleaner bleiben Niedriglöhner

IG BAU und Bundesinnungsverband einigen sich im Tarif für das Gebäudereinigerhandwerk. Branchenmindestlohn steigt, Vorteile für Gewerkschafter
Von Christian Bunke
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Trotz sattem Jahresumsatz erhalten 500.000 der Beschäftigten nur Branchenmindestlohn

In Deutschland arbeiten 700.000 Menschen in der Gebäude- und Fassadenreinigung. Die meisten von ihnen sind Frauen, darunter viele Migrantinnen, mit einer hohen Teilzeit- und Minijobquote. Mit 2.500 Mitgliedsbetrieben ist es die größte Handwerkssparte Deutschlands, wie der Bundesinnungsverband nicht müde wird zu betonen. Profitabel ist das Gewerbe auch, wie die Gewerkschaft IG Bau hinzufügt: 26 Milliarden Euro Jahresumsatz macht die Branche im Jahr. Aber 500.000 der hier Beschäftigten kriegen nur den Branchenmindestlohn.

Diesen anzuheben und außerdem die seit einem Jahrzehnt erhobene Forderung nach einem 13. Monatsgehalt durchzusetzen – damit war die IG Bau in die Tarifverhandlungen gegangen. Am 14. November mobilisierte sie rund 1.000 Mitglieder zu einer Demo durch die Kölner Innenstadt. »Respect for Cleaners« stand auf dem Fronttransparent. Und: 16,50 Euro pro Stunde als Gehaltsforderung. Während Gewerkschaftsvertreter auf der Demonstration noch mit Streiks nach Ablauf der Friedenspflicht drohten, stand schon einen Tag später das Ergebnis. »Wir haben es geschafft« jubelte die IG BAU anschließend in einem online verbreiteten Infoschaubild für ihre Mitglieder. Nun gebe es »Wertschätzung und Respekt« für deren »harte Arbeit«.

Das hatte nur wenige Stunden vorher noch ganz anders geklungen. In der ersten Verhandlungsrunde hatten die Unternehmervertreter Erhöhungen von 3,7 Prozent zum 1. Januar 2025, und 2,5 Prozent für das darauf folgende Jahr 2026 angeboten. Für die unterste Lohngruppe, die den sogenannten Branchenmindestlohn erhält, hätte dies eine Erhöhung um zunächst 50 Cent auf 14 Euro, und im zweiten Schritt auf 14,35 Euro bedeutet. Ein 13. Monatsgehalt hatte der Innungsverband zu diesem Zeitpunkt rundweg abgelehnt. Und, so viel sei bereits verraten, die Gewerkschaft konnte diese Forderung auch im nach der zweiten Gesprächsrunde nun erzielten Verhandlungsergebnis nicht durchsetzen.

Auch die 16,50 Euro sind es nicht geworden. Laut Gewerkschaft sollen die Einkommen der Reinigungskräfte vom 1. Januar 2025 um 0,75 Euro pro Stunde steigen. 2026 erhöht sich der Lohn noch einmal um 0,75 Euro. Für die zweijährige Laufzeit des neuen Tarifvertrags ist das also eine Erhöhung um insgesamt 1,50 Euro. Der Branchenmindestlohn steigt somit auf 15 Euro. In guter »sozialpartnerschaftlicher« Tradition haben sich also beide Seiten in der Mitte gefunden, wenn auch erst nach einem 16stündigen Verhandlungsmarathon. In Prozenten ausgedrückt liegt die Lohnsteigerung bei 11,1 Prozent.

Dem Bundesinnungsverband ging es bei den Verhandlungen erklärtermaßen darum, hohe Lohnzuwächse zu verhindern. »Es waren bis zum Schluss harte, teils verhärtete Gespräche. Vor allem die in dieser Höhe noch nie dagewesene Maßlosforderung der IG Bau von mehr als 30 Prozent für ein Jahr hat die Runde belastet«, sagte der Vorsitzende der Innungstarifkommission Christian Kloevekorn in einer Reaktion auf das Verhandlungsergebnis.

Für Azubis sieht der Tarifabschluss je nach Lehrjahr Erhöhungen von 900 auf 1.000 Euro, 1.035 auf 1.150 Euro und 1.200 auf 1.300 Euro vor. Hier habe »Einigkeit mit der IG Bau« darin bestanden, »sich dem Azubimangel auch tarifpolitisch zu stellen. Die Erhöhungen sind notwendig, wenn wir den Negativtrend zumindest abbremsen wollen«, so die Bundesinnung in ihrer Reaktion auf das Ergebnis, die gleichzeitig auch ein Eingeständnis ist: Die Verhandlungsbasis der Gewerkschaft ist auch in dieser Niedriglohnbranche nicht notwendigerweise schlecht. Schmutzarbeit muss sich wenigstens ansatzweise lohnen, sonst laufen die Leute weg.

Ulrike Laux, Verhandlungsführerin auf Gewerkschaftsseite, sieht das Ergebnis positiv: »Wir haben eine Einkommenssteigerung von elf Prozent erzielt, das ist ein gutes Ergebnis«, sagt sie in einer Pressemitteilung der IG Bau. Aber: »Freilich hätten wir uns durchaus mehr vorstellen können, aber dafür haben wir jetzt den Einstieg für Verhandlungen über eine Jahressonderzahlung für Gewerkschaftsmitglieder erreicht.« Die sollen aber erst Ende nächsten Jahres beginnen. Das ist noch lang hin. Und was am Ende dabei herauskommt, ist ebenfalls ungewiss.

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