Der Geruch von Grillfleisch
Von André DahlmeyerWährend die Copa Libertadores, die Königsklasse der Amerikas, am kommenden Sonnabend zum sechsten Mal hintereinander nach Brasilien gehen wird, gewann die Copa Sudamericana am Wochenende in Asunción, Paraguay, der argentinische Racing Club aus Avellaneda. Die letzten beiden Titel dieses Wettbewerbs waren nach Ecuador gegangen. Für Argentinien ist es der zehnte Sudamericana-Titel seit der ersten Austragung im Jahre 2002, die damals an den Papstklub San Lorenzo de Almagro ging. Fünfmal gewannen brasilianische Teams den Pott. Die einzige Finalteilnahme eines bolivianischen Teams war 2004; damals unterlag der Klub Bolívar Boca Juniors nach zwei Finals. Seit 2019 wird die Sudamericana mit einem Endspiel auf neutralem Terrain entschieden. Teams aus Paraguay und Uruguay haben die Finals noch nie gewonnen.
Mehr Fußballfans als in diesen Tagen hat die fußballverrückte paraguayische Hauptstadt Asunción wohl nie gesehen, reisefreudige Fans aus den benachbarten Ländern Argentinien und Brasilien nahmen die Stadt in Beschlag und sorgten für ein willkommenes Mehr an Arbeit. Der Straßenhandel mit gefälschten Markentrikots florierte, Asunción lag bei Temperaturen von über vierzig Grad im Grillfleischnebel, König Fußball versprach Bakschisch in der Tasche für die einen, Notjubelausgaben für die anderen.
Im Stadion La Nueva Olla von Cerro Porteño trafen der argentinische Racing Club und Cruzeiro EC aus Belo Horizonte (Bundesstaat Minas Gerais) aufeinander. Beide hatten ihre Gruppen überlegen gewonnen, Racing den Brauseklub Bragantino aus São Paulo auf den zweiten Platz verwiesen. Bragantino schwächelt derzeit, wurde im Achtelfinale nach Elfertreten beim SC Corinthians Paulista eliminiert und liegt im aktuellen Brasileirão, der Meisterschaft der Brasucas, vier Spieltage vor Saisonschluss auf einem Abstiegsrang. Immerhin qualifizierten sich die New York Red Bulls (ein anderer Klub aus dem Energydrinkimperium) mit dem deutschen Trainer Sandro Schwarz gerade für das Halbfinale der Major League Soccer.
Auf dem Weg ins Finale schaltete Racing Club u. a. die brasilianischen Schwergewichte Atlético Paranaense und Corinthians aus. Der viermalige Meister und zweimalige Libertadores-Gewinner Cruzeiro gewann seine Kindergartengruppe unbesiegt, im Achtelfinale wurde Boca Juniors vom Punkt aus eliminiert, anschließend hießen die Opfer Libertad (Asunción) und Lanús (Conurbano von Buenos Aires). Im Brasileirão bekleidet Cruzeiro den letzten noch für die Copa Libertadores des kommenden Jahres qualifizierenden Tabellenrang.
Racing begann fulminant, kontrollierte das Spiel. Nach drei Minuten kassierte der VAR einen Treffer des uruguayischen Rechtsverteidigers Gastón Martirena wegen angeblichen Abseits. Zehn Minuten darauf passte der Uru einen Ball von der rechten Seitenauslinie ins Dreieck des Kastens der 37jährigen Corinthians-Legende Cássio (Klubweltmeister 2012) zum Führungstreffer. Fünf Minuten später klingelte es schon wieder, nach einem groben Schnitzer der Innenverteidigung staubte Goalgetter Adrián »Maravilla« Martínez zum 2:0 ab – sein 29. Treffer im 47. Pflichtspiel und der zehnte Copa-Treffer. Nach dem Wechsel verkürzte Kaio Jorge nach einem Patzer des chilenischen Tormanns Gabriel Arias noch einmal auf 2:1, Cruzeiro stürmte nun mit Maus und Mann. Die Entscheidung fiel in Minute 95, als der Kolumbianer Roger Martínez (Ex-América/México) nach einem Konter zum 3:1 Endstand einschob.
Für den Weltpokalgewinner von 1967 war es der erste internationale Triumph seit 1988. Damals wurde in zwei Finals der südamerikanischen Recopa (Supercup) derselbe Gegner bezwungen. Abwehrchef war die Klublegende Gustavo Adolfo Costas (61), der heutige Trainer. So schließt sich der Kreis.
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