Der DFB und die Moral
Von René LauDer Deutsche Fußballbund (DFB) gibt sich gern als moralische Instanz. Da werden allerlei Aktionen ins Leben gerufen, die sich so ziemlich gegen und für alles richten, solange es mehrheitsfähig ist. Gern werden dann auch Spieler in die Pflicht genommen, Einlaufkinder werden mit politisch korrekten T-Shirts ausgestattet, oder Vereine haben bestimmte Werbeplakate zu plazieren. Kaum ein Fan nimmt das ernst, da er jede Woche erlebt, was mit den Fußballverbänden los ist. Gut gemeint ist eben noch lange nicht gut gemacht.
Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn es um Fragen der großen Moral geht. Hier ist der DFB fast traditionell unglaubwürdig. Ob einst zur WM 1978 in Argentinien unter der Junta-Diktatur oder jüngst zur WM 2022 im Emirat Katar – immer blamierten sich die jeweiligen DFB-Funktionäre mit beschämenden Aussagen.
Zur WM im Wüstenstaat hörten wir von den deutschen Entscheidungsträgern, dass die Vergabe schon sehr lange her sei und beschlossen worden war, als sie noch lange nicht »in Amt und Würden« waren – man also nun auch nichts mehr dagegen tun könne. Doch jetzt, da es um die WM 2030 geht, sind dieselben Funktionäre und insbesondere der DFB-Präsident plötzlich auf Tauchstation. Schließlich hat sich Saudi-Arabien um das Turnier beworben. Ein Staat, kaum besser als Katar: Menschenrechte werden missachtet, Homosexualität steht unter Strafe, und Frauen sind alles andere als gleichberechtigt. Am 11. Dezember soll der FIFA-Kongress über die Vergabe nach Saudi-Arabien befinden. DFB-Präsident Bernd Neuendorf versprach im Oktober 2023 eine Positionierung zu der Bewerbung. Man werde sie »auf Menschenrechte prüfen«, hieß es. Geschehen ist seit über einem Jahr aber: nichts!
Nach wie vor schweigt man sich aus, wie man sich bei der Abstimmung verhalten will. Seit über einem Jahr warten die Fußballfans auf eine Aussage des DFB. Wie viele Moralkeulen haben der DFB und besonders seine Sportgerichte im selben Zeitraum geschwungen, wie viele Fans oder Vereine wurden für Lappalien bestraft?
Das nennt sich wohl Doppelmoral.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
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