Makkabi-Ultra des Tages: Omid Nouripour
Von Felix BartelsFußball und Berlin? Toxisch. Tief gespalten in Ost und West, Eingeborene und Gentrifizierer, Hauptstadtbrigade und Nischenlutscher, fehlt der Stadt die kulturelle Einheit. Man hat hier nicht diesen einen Klub, mit dem man stadtweit aufgewachsen ist. Fehlende Wurzeln müssen durch Projektion ersetzt werden, niemand hier tut was, das nicht Bedeutung haben soll.
Am ehesten authentisch wäre noch die zum hauptstädtischen Plastikklub umoperierte Hertha, ihr Olympiastadion bildet tatsächlich eine Art Bevölkerungsschnitt ab. Von dem Ossis aber ausgeschlossen sind. Die wieder haben Union, wo Köpenicker Urkraut und westdeutsche Gentrifizierer sich auf der Tribüne anschweigen. Etwas tiefer gammelt TeBe vor sich hin, und wer keinen Bock auf woke Penetranz und linksliberale Befindlichkeit hat, muss rausfahren zum Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion, wo es irgendwie traditionslinker, im Grunde aber auch nicht anders zugeht. Zum BFC Dynamo zieht man nur, wenn man rechte Haufen ignorieren mag. Bleiben die ganz kleinen Vereine. Das charmante Sparta Lichtenberg etwa, der legendäre Rekordhalter Tasmania und – Makkabi Berlin. Dumm bloß, dass man dort jüdische Traditionen pflegt.
So wie es Leute gibt, die in Deutschland lebende Juden prinzipiell für Handlungen Israels verantwortlich machen, gibt es die, die denselben Blödsinn ins Wohlwollende wenden. So hat eine Gruppe bislang nicht als Makkabi-Ultras auffällig gewordener MdBs um Omid Nouripour beschlossen, einen Makkabi-Fanklub zu gründen. Wegen Antisemitismus und so. Im Bundestag, wo der brutale Terroranschlag vom 7. Oktober unablässig thematisiert, die Kriegsverbrechen der israelischen Armee in Gaza aber in einer Lautstärke beschwiegen werden, die Trommelfelle zum Platzen bringt.
Und der Name? »Bundestags-Makkabäer«. Na, wenigstens das geht ins Ohr.
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Demokratischer Firnis
vom 05.12.2024