Lotsversetzer erhalten Ausgleich
Von Burkhard IlschnerEs hat länger als ein Jahr gedauert, jetzt ist es vereinbart: Die sogenannten Lotsversetzer bekommen noch vor Weihnachten Geld aufs Konto, das ihnen seit 2022 zusteht und viel zu lange durch Blockade des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) vorenthalten worden ist. Ende voriger Woche konnte die Abteilung Maritime Wirtschaft der Gewerkschaft Verdi diesen Erfolg vermelden.
Sie sind nur wenige, aber sie sind unverzichtbar für das Funktionieren des seewärtigen Außenhandels: Lotsversetzer nennt man die Besatzungen jener kleinen Schiffe, auf denen Seelotsen an Bord einlaufender Handelsschiffe gebracht beziehungsweise nach Erledigung ihres Jobs zurückgeholt werden. Es ist eine Tätigkeit, die rund um die Uhr, im »24/7«-Takt, gewährleistet werden muss, von und zu allen Seehäfen, und zwar, wie auf der Webseite des Lotsbetriebsvereins (LBV) betont wird, »egal, wie Himmel und Wellen aussehen«. Von durchschnittlich 400 Einsätzen täglich ist die Rede.
Die Bundeslotsenkammer (BLK), die in staatlichem Auftrag über ihre lokalen »Lotsenbrüderschaften« das Seelotswesen organisiert, hat zur Organisation dieser Lotsversetzung den LBV gegründet, nach eigenen Angaben mit 460 Beschäftigten und 39 Schiffen. Aus dieser Struktur erklärt sich der aktuelle Konflikt: Die Arbeit der Seelotsen wird zwar von den sie in Anspruch nehmenden Reedern bezahlt, aber das Geld lässt das BMDV über seine Generaldirektion Wasserstraßen und Schiffahrt (GDWS) bei diesen einziehen und verteilt es dann über BLK und Brüderschaften an die Lotsen. Was dazu führt, dass das BMDV formal die Hand auf Geldern hat, die ihm direkt gar nicht zustehen.
Als im Herbst 2022 von der Ampelregierung die sogenannte Inflationsausgleichsprämie eingeführt wurde, hat dies in manchen Branchen schnell zu einem Gehaltsplus für die Beschäftigten geführt, in anderen wurde getrickst, aber meist doch irgendwie gezahlt. Nur bei den Lotsversetzern war es anders: Sie erhielten von der 3.000-Euro-Prämie im April 2023 nur 1.000 Euro – und dann verweigerte das BMDV laut Verdi die Restzahlung unter Hinweis auf Haushaltsengpässe. Kurz gesagt: Der LBV wollte seinen Leuten das Geld auszahlen und durfte es nicht.
Es gab massive Proteste seitens der Lotsversetzer und ihrer Gewerkschaft, es gab Betriebsversammlungen, und ab Beginn des kommenden Jahres hätte es auch Streiks geben können, was den Seehandel zusätzlich zu allen sonstigen aktuellen Hindernissen massiv beeinträchtigt hätte. Erst jetzt – bei genauer Betrachtung mehr als zwei Jahre zu spät – habe dieser Druck »nun zu einem Umdenken im Ministerium (…) geführt«, kommentiert Verdi-Verhandlungsführer André Scheer die Einigung: »Das ist ein wichtiger Erfolg.« Noch vor Weihnachten sollen die Lotsversetzer nun die ausstehenden 2.000 Euro ausgezahlt bekommen.
Hinzu kommt, dass in den laufenden Tarifverhandlungen eine Anhebung der Pauschale für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit durchgesetzt werden konnte, und zwar von bisher gut 800 auf künftig 1.200 Euro. Das bedeute »künftig mehr Geld auf dem Konto«, betont Verdi, »das können teilweise mehrere hundert Euro sein«. Auch der BLK-Vorsitzende und LBV-Geschäftsführer Kapitän Erik Dalege zeigte sich erfreut, dass den Beschäftigten finanzielle Anerkennung für ihren unermüdlichen Einsatz gewährt werden konnte. Allerdings konnte laut Verdi eine zusätzliche Heuererhöhung nicht durchgesetzt werden, dies sei »an der Blockade« durch das BMDV gescheitert: »Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde«, so Verdi: Ab Herbst 2025 werde wieder verhandelt.
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