Kein Strom in Kiew
Von Reinhard LauterbachRussland hat am Freitag morgen einen der schwersten Angriffe seit Kriegsbeginn auf das ukrainische Energiesystem geflogen. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren fast 300 Raketen und Drohnen im Einsatz. Es sei gelungen, 81 von 94 Raketen sowie 80 von 193 Drohnen abzuschießen. Selbst wenn diese Zahlen stimmen sollten – sie tendieren dazu, überhöht zu sein –, waren die Folgen des Angriffs erheblich. In Odessa fielen am Morgen Wasser und Strom aus, so dass auch keine Straßenbahnen und O-Busse fahren konnten. Das südwestukrainische Gebiet Iwano-Frankiwsk berichtete über die schwersten Schäden seit Kriegsbeginn, ähnlich waren die Meldungen aus dem Bezirk Lwiw, wo vor allem die Stadt Strij mit einer dort gelegenen Pump- und Speicherstation für Erdgas angegriffen wurde.
Das Energieministerium teilte mit, die ohnehin geplanten Stromabschaltungen müssten verlängert werden. Getroffen wurden offenbar auch die Leitungen, über die Strom aus den bisher nicht direkt angegriffenen Atomreaktoren ins Netz eingespeist wird. Die Internationale Atomenergieagentur IAEA teilte am Vormittag mit, dass fünf der neun aktiven Reaktoren ihre Leistung hätten drosseln müssen, um Überspannungen zu vermeiden.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die Angriffe seien die Vergeltung für einen ukrainischen Angriff mit weitreichenden US-Raketen des Typs »Atacms« auf einen Militärflugplatz in der Stadt Taganrog westlich von Rostow am Don am Mittwoch. Die US-Botschaft in Kiew hatte nach der Attacke gewarnt, Russland könne seinen Einsatz der neuartigen »Oreschnik«-Rakete als Antwort wiederholen. Das ist aber bisher nicht geschehen. Die Mitteilung der Botschaft kann als Versuch gelesen werden, die Herstellerverantwortung für die Lieferung der »Atacms«-Raketen von den USA auf die Ukraine abzuwälzen.
Von der Front berichten ukrainische Quellen vom russischen Vormarsch an allen Frontabschnitten. Insbesondere seien russische Stoßtrupps bereits in die Randbezirke der Stadt Pokrowsk im Donbass eingedrungen.
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