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Aus: Ausgabe vom 17.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Märchentante des Tages: Clarissa Ward

Von Nick Brauns
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Clarissa Ward in Kabul (18.8.2021)

Es schien ein unglaublicher Moment, den der US-Sender CNN am 12. Dezember in einem Video festhielt. Begleitet von einem Milizionär entdeckt Starreporterin Clarissa Ward in einem Gefängnis des früheren Luftwaffengeheimdienstes in Damaskus einen dort offenbar vergessenen Gefangenen. »Mein Gott, das Licht«, stammelt der befreite Mann, der sich als Adil Gharbal vorstellte, während er direkt in den Himmel starrt. »Der Mann war tagelang ohne Nahrung, Wasser oder Licht allein und wusste nicht, dass das Regime von Baschar Al-Assad gestürzt war«, kommentiert Ward.

Doch schnell wurden Zweifel laut. Denn für drei Monate Dunkelhaft wirkte der Mann wohlgenährt und gepflegt. Zudem hatten die neuen islamistischen Machthaber das Gefängnis bereits zwei Tage vor dem CNN-Besuch unter Kontrolle gebracht.

Tatsächlich handelt es sich bei Adil Gharbal mitnichten um einen Dissidenten, sondern um einen Oberleutnant des Luftwaffengeheimdienstes namens Salama Mohammad Salama. Im Knast sei er erst kürzlich wegen Korruptions- und Missbrauchsvorwürfen gelandet, nachdem er an Checkpoints in Homs Einwohner bestohlen und sich mit einem Offizier über die Aufteilung der Beute gestritten hatte. Das meldete am Sonntag die syrische Faktencheckvereinigung Verify-Sy, die als Teil des vom CIA und George Soros gesponsorten International Fact-Checker Network unverdächtig erscheint, Sympathien für Assad zu hegen.

Dass sich die erfahrene Kriegsreporterin Ward hier hat täuschen lassen, ist nicht glaubhaft. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Journalistin nach der Devise gehandelt hat, die Wahrheit dürfe einer gut erzählten Geschichte nicht im Wege stehen. So erntete sie bereits im Oktober 2023 viel Spott, als sie in einem Video vor einem angeblichen Raketenangriff der Hamas auf Israel in Deckung ging, obwohl in ihrer Nähe überhaupt keine Geschosse einschlugen.

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