Wohnung in Lichtenberg gesucht
Von Carmela NegreteAuf dem Anton-Saefkow-Platz in Ostberlin skandierten am Sonnabend Dutzende Mitglieder von Die Linke zusammen mit ihrer Kovorsitzenden Ines Schwerdtner »Lichtenberg bleibt rot!«. Neben einem großen Plakat mit der Aufschrift »Friedliche Weihnachten und ein gesundes neues Jahr«, auf dem die ehemalige Parteivorsitzende der Linken, Gesine Lötzsch und Ines Schwerdtner zu sehen sind, hatten sie sich für ein Foto aufgestellt. Der Platz ist umgeben von Plattenbauten. Hier wurden in der DDR die ersten Großwohnsiedlungen neben dem angrenzenden Park, dem Pfennfuhl, errichtet. Noch heute gibt es hier bezahlbare Wohnungen, insbesondere von Wohnungsgenossenschaften. Die 35jährige Schwerdtner sucht hier eine Wohnung und tritt als Kandidatin an, nachdem Gesine Lötzsch angekündigt hatte, nicht mehr kandidieren zu wollen. Vor den rund 50 anwesenden Mitgliedern der Partei betonte sie, dass sie Die Linke in Lichtenberg kennengelernt habe und wegen Lötzsch in die Partei eingetreten sei. »Es ist mir eine große Ehre, in ihre Fußstapfen zu treten«, erklärte Schwerdtner im Bürgerverein »Gute Stube«.
Bei der letzten Bundestagswahl 2021 konnte Die Linke hier einen Erfolg verbuchen: Mit 26 Prozent der Stimmen und nur dank des Direktmandats zog die Partei überhaupt in den Bundestag ein. Diese Wahl fand jedoch vor dem Krieg in der Ukraine, dem Genozid in Gaza und vor der Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht statt. Laut aktuellen Umfragen besteht die Gefahr, dass die Partei die Fünfprozenthürde nicht überwindet. Die Hoffnung der Partei ruht auf den Direktmandaten. »Wir brauchen eine soziale Opposition im Bundestag, die sich gegen die Aufhebung des Sozialstaats stellt«, sagte Schwerdtner am Sonnabend. Eine »linke Stimme« sei notwendig, »um dem Rechtsruck etwas entgegenzusetzen.« Sie rief die Genossen auf: »Wir brauchen jede Stimme, jedes Gespräch zählt.« Eine ältere Frau erklärte später, sie wolle erstmals politisch aktiv werden und gleich am Wahlkampf teilnehmen. Die rund 50 Anwesenden zeigten sich begeistert.
Auf die Frage der jungen Welt, was sie denjenigen Menschen verspreche, die sich möglicherweise wegen der Ukraine-Politik von der Linken abgewandt hätten, antwortete Schwerdtner: »Gerade mit vielen älteren Genossen und auch den früheren Stammwählern der Linken ist es wichtig, die Kriegsfrage überhaupt ernst zu nehmen.« Sie betonte, dass dies ein Punkt sei, den Lötzsch stets vertreten habe: »Sie hat sich im Haushaltsausschuss immer gegen Militarisierung eingesetzt, zuletzt auch gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen.« Die Partei müsse das »wieder sehr laut und selbstbewusst vertreten«, da viele frühere Wähler genau das vermisst hätten.
Schwerdtner ergänzte: »Das sage ich an jedem Infostand, an jeder Haustür: Dafür stehen wir ganz eindeutig. Dafür stehen Gesine und ich in der Partei.« Auf jW-Anfrage zu unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Partei, etwa Äußerungen von Carola Rackete zu Waffenlieferungen, sagte Schwerdtner: »Wir stehen klar zu den Parteibeschlüssen: Wir sind gegen Waffenlieferungen, wir sind für diplomatische Lösungen – das ist sehr eindeutig.« Es sei wichtig, das sichtbar zu machen – durch Plakate, Veranstaltungen und klare Kommunikation. »Das zeigt, dass wir die Themen ernst nehmen und nicht aus Angst vor möglichen Reaktionen verschweigen«, fügte sie hinzu. Ob das für ein Direktmandat ausreicht, wird sich bei der Wahl zeigen.
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