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Aus: Ausgabe vom 27.12.2024, Seite 1 / Ausland
Mosambik

121 Tote bei Ausschreitungen in Mosambik

Unruhen wegen Ergebnisses der Präsidentschaftswahl. 1.500 Gefangene ausgebrochen
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Tote und Verletzte in Mosambiks Hauptstadt Maputo infolge von Ausschreitungen

In Mosambik hat der Streit um die Anerkennung des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen vom 9. Oktober für schwere Unruhen gesorgt. Nach Angaben der zivilgesellschaftlichen Organisation Plataforma Decide wurden bei den Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften binnen 48 Stunden 121 Menschen getötet.

Die Ausschreitungen begannen, nachdem der Verfassungsrat am Montag die Wahl von Daniel Chapo, Kandidat der regierenden Frente de Libertação de Moçambique (Frelimo), mit 65 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten bestätigt hatte. Oppositionsführer Venâncio Mondlane wies das Ergebnis als manipuliert zurück. Der unabhängige Kandidat kündigte in einer Rede via Facebook an, sich am 15. Januar zum Präsidenten zu erklären.

In der Hauptstadt Maputo errichteten Demonstranten Straßensperren und plünderten Geschäfte wie Banken. Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Ausschreitungen. Attackiert wurden Polizeistationen, Fahrzeuge und öffentliche Gebäude. Bei einem Angriff auf ein Hochsicherheitsgefängnis in der Nähe von Maputo entkamen mehr als 1.500 Häftlinge. Wie Polizeichef Bernardino Rafael mitteilte, stehen einige der am Mittwoch Geflohenen mit bewaffneten Banden in Verbindung. 33 Häftlinge seien bei dem Fluchtversuch bei Kämpfen mit dem Gefängnispersonal getötet worden.

Mondlane war ins Ausland geflohen, nachdem sein Anwalt und der Sprecher einer anderen Oppositionspartei kurz nach der Wahl im Oktober erschossen worden waren. Das Außenministerium des Nachbarlands Südafrika rief die Konfliktparteien zu einem politischen Dialog auf und bot Unterstützung bei einer Vermittlung an. EU-Wahlbeobachter hatten nach der Wahl »Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung« und »Begünstigungen« von Frelimo festgestellt. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, kritisierte einen »Mangel an Transparenz«.

Die einst antikoloniale und marxistisch orientierte Befreiungsbewegung Frelimo regiert die ehemalige portugiesische Kolonie Mosambik seit 1975. Seit 1994 finden regelmäßige Wahlen statt. (jW mit Material von dpa und Reuters)

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (27. Dezember 2024 um 11:24 Uhr)
    Ich frage mich, welchen Sinn Wahlen überhaupt noch haben, wenn jeder weiß, wie man sie manipuliert bekommt. Auch indem man vorher lügt, dass sich die Balken biegen, oder das Blaue vom Himmel verspricht. Und im Nachhinein grundsätzlich alle Parteien das Recht für sich in Anspruch nehmen, das Ergebnis infrage stellen zu dürfen und mit Gewalt zu korrigieren. Da bleibt von der hochgelobten Wahldemokratie doch ohnehin nichts übrig. Man könnte also auch würfeln. Geht einfacher und spart viel Geld. Und manipulieren könnte man da auch weiter.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (30. Dezember 2024 um 14:52 Uhr)
      Ich würde mir ein so schnelles Urteil nicht erlauben, angesichts gewisser Proteste in allen Teilen der Welt über »Wahlmanipulationen«, siehe der Rummel um den selbsternannten Interimspräsidenten Guaidó in Venezuela oder aktuell in Georgien. »EU-Wahlbeobachter hatten nach der Wahl ›Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung‹ und ›Begünstigungen‹ von Frelimo festgestellt. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, kritisierte einen ›Mangel an Transparenz‹«. Sind das für Sie seriöse Quellen?
    • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (27. Dezember 2024 um 18:47 Uhr)
      Ich bin auch für Würfeln. Dann hätten sechs Seiten (= Parteien) wenigstens alle die gleiche Chance; vorausgesetzt, die Würfel sind nicht gezinkt. Darüber hinaus hätte dieses Verfahren noch einen enormen demokratiefördernden Nebeneffekt: Der bundesdeutsche Wähler (m/w/d) lernte endlich mal weiter als nur bis drei zu zählen, was ihm in der bisherigen bundesrepublikanischen (Wahl-)Geschichte noch kein einziges Mal so richtig gelungen ist.

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