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Aus: Ausgabe vom 27.12.2024, Seite 8 / Ansichten

Wohl kein friedliches 2025

Krieg in der Ukraine
Von Reinhard Lauterbach
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Russische Truppen erreichen langsam, aber sicher die ukrainische Stadt Pokrowsk. Dort beginnt die Evakuierung

Winston Churchill hat einmal gesagt, die Hauptschwierigkeit bei Prognosen liege darin, dass sie die Zukunft beträfen. Daran sollte man auch bei Prognosen über das angeblich in der Ukraine absehbare Kriegsende denken. Genannt wird als Auslöser dieser Erwartungen oft der mögliche Fall der Stadt Pokrowsk im Donbass. Nur wird der seit Monaten herbeigeschrieben und tritt doch nicht ein. Wahrscheinlich strebt die Moskauer Militärführung an, die Stadt abzuschneiden, anstatt sie in verlustreichen Kämpfen erobern zu müssen. Zumindest lässt sich Russland mit dieser Entscheidung Zeit.

Ob diese Erwartung aufgeht, ist sowieso eine ganz andere Frage. So leisten ukrainische Truppen in der ehemaligen Kraftwerksstadt Kurachowe westlich von Donezk hartnäckigen Widerstand, obwohl sie vom Kartenbild her von drei Seiten eingeschlossen sind und es in der zerstörten Stadt auch eigentlich nichts mehr zu verteidigen gibt. Auch der Einbruch in das russische Gebiet Kursk, der der Ukraine im Spätsommer gelungen war, ist inzwischen auf die Hälfte seines ursprünglichen Umfangs reduziert worden. Wenn die Absicht des seinerzeitigen Angriffs gewesen sein sollte, Russland zum Abzug von Truppen aus dem Donbass zu zwingen, ist dieses Vorhaben allenfalls relativ gelungen; der russische Vormarsch weiter südlich ist dadurch nicht gestoppt worden. Darüber, ob der ukrainische Angriff ihn verzögert hat, lässt sich nur spekulieren.

Umgekehrt sollte man wohl auch mit der Erwartung eines raschen russischen Vorstoßes nach Westen in Richtung Dnipro und Saporischschja vorsichtig sein. Denn schnelle Vorstöße größerer beweglicher Verbände mit Panzerunterstützung waren im Zweiten Weltkrieg möglich. Damals gab es aber noch keine Drohnen, die heute den taktischen Wert des Panzers stark mindern.

Entscheidend ist ohnehin der politische Wille, den Krieg fortzuführen oder zu beenden. Zur Zeit – und dies mag auch als vorweggenommene Jahresbilanz stehen – überwiegt auf beiden Seiten die erste Option. Der »gerechte Frieden«, von dem Wolodimir Selenskij immer wieder spricht, setzt eine Niederlage Russlands voraus, die das Land zum Abzug aus der Ukraine zwingen würde. Das zeichnet sich ebensowenig ab wie die »juristisch belastbare Sicherung der Interessen Russlands«, die dessen Außenminister Sergej Lawrow gerade als Bedingung für ein Kriegsende genannt hat. Sie würde die Kapitulation der Ukraine wenn nicht juristisch, so doch faktisch bedeuten. Und damit das Eingeständnis der westlichen Unterstützer Kiews, sich mit dem Engagement in diesem Krieg grob verrechnet zu haben. Wer gibt das schon gerne zu? Eher sieht es nach dem Gegenteil aus: Die EU nimmt die Herausforderung »größerer Verantwortung für die Ukraine« an, und sie hat keine größere Sorge als zu verhindern, dass Trump und Putin »über die Köpfe der Europäer hinweg verhandeln«. Mit dem friedlicheren neuen Jahr wird es wohl auch 2025 nichts.

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    Solange die NATO und die Ukraine sich nicht darauf einigen, dass die Beitrittsaussichten ad acta gelegt werden, wird es keinen Frieden geben. Die russischen Sicherheitsinteressen werden immer wieder als zweitrangig, wenn nicht sogar als negierbar, abgetan. Doch was soll das? Russland möchte wenigstens an einer Grenze nicht auf NATO-Waffen blicken. Wir brauchen endlich eine pragmatische und friedensorientierte Außenpolitik und kein permanentes Säbelrasseln. Im kommenden Jahr begeht die Welt den 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki und den 80. Jahrestag des Sieges über den Faschismus. Das waren Zeiten, die hoffnungsvoll stimmten. Die besonnenen Politiker scheinen auszusterben, sind immer weiter auf dem Rückzug. Dafür kommen immer schärfere Worte – aus Washington, aus Berlin und anderen Hauptstädten des wertegeleiteten Westens. Und die mahnenden Worte aus dem Vatikan, aus Brasilien und China werden als Träumerei vom Tisch gewischt. Man will den »bösen Russen« nun im dritten Anlauf endlich in die Knie zwingen. Es wird wieder ein Fiasko – mit absehbaren Folgen für die ganze Menschheit. Ich wünsche uns allen Frieden für 2025 – nicht nur in der Ukraine, sondern überall auf der Welt. Aber das wird wohl eine Illusion bleiben. Das liegt definitiv nicht nur an Russland und Putin …

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