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Aus: Ausgabe vom 27.12.2024, Seite 7 / Ausland
Syrien

HTS stärkt Machtbasis

Syrien: Dschihadisten wollen Rivalen entwaffnen
Von Dominik Wetzel
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Trauer um gefallene SDK-Kämpfer (Qamischlo, 26.12.2024)

Die sich in Syrien festigende Regierung der Dschihadistenallianz Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) hat nach eigenen Angaben eine Vereinbarung mit »allen bewaffneten Gruppen« über deren Auflösung und die Integration in die regulären Streitkräfte getroffen. Dies sei auf einem »Treffen der Chefs der Gruppen« mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed Al-Scharaa, der bislang unter seinem Nom de Guerre Mohammed Al-Dscholani auftrat, beschlossen worden, so Nachrichtenagenturen am Dienstag.

Seine – aus Al-Qaida hervorgegangene – HTS werde nicht zulassen, »dass es im Land Waffen außerhalb staatlicher Kontrolle gibt«, sagte Al-Scharaa am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan. Dies gelte auch für die nordöstlichen Gebiete unter Kontrolle der kurdisch dominierten Demokratischen Kräfte Syriens (SDK). Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan stellte den kurdischen Kämpfern am Mittwoch ein Ultimatum: »Die separatistischen Mörder werden sich entweder von ihren Waffen verabschieden, oder sie werden zusammen mit ihren Waffen in Syrien begraben.«

Berichte von Übergriffen auf religiöse Minderheiten sowie Gefechte zwischen Resten der assadtreuen Armee und der neuen Regierung halten weiter an. So sollen 14 Einsatzkräfte in der Provinz Tartus, die vor allem von Alawiten bewohnt ist, bei einem Hinterhalt von »Überresten des kriminellen Regimes« attackiert worden sein, gab das Innenministerium am Mittwoch an. In Homs wurde nach Demonstrationen von Alawiten und Schiiten eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Der Außenminister der syrischen Übergangsregierung, Asaad Hassan Al-Schaibani, machte indirekt den Iran verantwortlich und warnte das Land via X, »Chaos in Syrien zu verbreiten«. Die Eroberung von Syrien hat der unter anderem gegen Israel gerichteten »Achse des Widerstands« vorerst das Rückgrat gebrochen. Israel hingegen setzt seinen Einmarsch jenseits der seit 1967 besetzten syrischen Golanhöhen weiter fort. Am Mittwoch sollen weitere Ortschaften in der Provinz Kuneitra besetzt worden sein.

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