Erst der Anfang
Von Wolfgang PomrehnSchon wieder ein neuer Temperaturrekord; schon wieder ein Jahr, das alle bisherigen Rekorde in den Schatten stellt. Nicht nur weltweit, auch in Deutschland. Hierzulande war 2024 gleich das dritte Jahr in Folge, das alle vorangegangenen übertraf. Zugleich machte die Temperatur einen derartigen Sprung, dass man beim Deutschen Wetterdienst von einem beschleunigten Klimawandel spricht.
Nun hat sich das Klima in der Erdgeschichte immer wieder mal geändert. Doch was wir in den vergangenen 40 Jahren erleben, ist für die von den Klimawissenschaften überschaubaren zurückliegenden mehr als 100.000 Jahre einzigartig. Nie zuvor hat sich in dieser Zeit das globale Klima derart schnell erwärmt. Vor allem nicht in den vergangenen 10.000 Jahren, in denen der Mensch Landwirtschaft und Viehzucht entwickelt, sich in hohem Maße von Klima und Wetter abhängig gemacht hat.
Erste und vergleichsweise noch sehr harmlose Anzeichen von dem, was das bedeuten kann, bekommen inzwischen selbst hierzulande die Verbraucher zu spüren. Mehrere Dürrejahre in Folge haben Getreide- und Bierpreise deutlich ansteigen lassen. Der Preis von Olivenöl, am Mittelmeer wichtiges Grundnahrungsmittel und auch hierzulande beliebt, hat sich 2024 wegen wetterbedingt schlechter Ernten annähernd verdoppelt. Für Europäerinnen und Europäer mit geringem Einkommen ist die Inflation der Lebensmittelpreise bereits ein ernsthaftes Problem. Dennoch ist sie im Vergleich zu dem, was auf uns in einer wärmeren Welt zukommt mit mehr und intensiveren Stürmen, längeren und heißeren Hitzewellen, mehr langanhaltenden Dürren, mit einem Meer, in dem kaum noch etwas zu fischen ist, nur ein erstes, leises Warnsignal. Die Welternährung wird in den kommenden Jahrzehnten in Gefahr geraten, und die wachsenden Spannungen und Kriegsvorbereitungen werden die Lage weiter verschlimmern.
Wie diese Krise abzuwenden wäre, ist seit langem bekannt. Unter anderem brauchen wir einen guten öffentlichen Schienen- und Busverkehr, um die viel zu vielen Autos von der Straße zu bekommen und deren Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Doch auch in dieser Hinsicht hatte 2024 nur schlechte Nachrichten zu bieten: Die höchst profitable deutsche Automobilbranche zerstört lieber mit Massenentlassungen und Betriebsschließungen industrielle Ressourcen, statt diese für den Bau von Bussen und Bahnen einzusetzen. Es wird Zeit, dass die Gesellschaft die Sache in die Hand nimmt. Das private Kapital ist offensichtlich unwillig, die weitere Zuspitzung der Klimakrise zu verhindern.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Norbert S. aus München (1. Januar 2025 um 02:45 Uhr)Mich wundert ja immer wieder das offenbar ziemlich schlechte Zahlenverständnis vieler Wissenschaftler, sobald Exponentialfunktionen ins Spiel kommen: Anders als damit lässt sich ja kaum erklären, wieso sie seit vielen, vielen Jahren ihre dystopischen Prognosen immer wieder nach oben korrigieren müssen bzw. von der harten Realität immer wieder eingeholt werden. Was das Kapital angeht, wird auch seit Jahrzehnten Augenwischerei betrieben: Sicherlich nicht unbedingt jeder Fraktion, aber dem Privatkapital insgesamt dürfte der Klimawandel völlig wurscht sein. Denn auf dem kapitalistisch/faschistischen Weg in die Ausrottung der Menschheit werden erstmal ja »nur« diejenigen ohne relevantes Kapital mit ihrer »Zukuft« (Titelbild, sic!), d. h. ihrem Leben bezahlen, nicht die fettgewanzten Parasiten. Letztere können schließlich auch mit Produktion und Handel von Klimaanlagen, CO2-Saugern, Trinkwasser, Panzern, Atomraketen oder irgendwann dann auch Endzeitbunkern nebst Ausrüstung wie Sprengstoffhalsbändern für die Dienerschaft etc. Profite aus der Arbeit ihrer ausgebeuteten Opfer schmarotzen. Gaza dürfte aktuell ein gutes Bild davon abgeben, wie unser aller Zukunft aussehen wird. Also die Zukunft kurz bevor die Evolution ihr Experiment »Mensch« endgültig für gescheitert erklärt. Aber Kapitalismus is ja sooo geil, wa?
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Auf die eigenen Füße
vom 31.12.2024