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Aus: Ausgabe vom 03.01.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Bahnstreik in Britannien

Zu Silvester im Streik

Britische Bahnbeschäftigte starten neuen Arbeitskampf für besseren Lohn und mehr Urlaubstage
Von Dieter Reinisch
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Nichts ging mehr am Silvesterabend auf dem Londoner Bahnhof Euston

Das neue Jahr begann in Großbritannien mit Streiks der Bahngewerkschaft RMT. Am letzten Tag des Jahres startete der längere Ausstand bei der Bahnlinie Avanti West Coast. Beim Arbeitskampf geht es um die Bezahlung von Schichten an Ruhetagen. Nach langen Verhandlungen hatte es keine Lösung gegeben, so dass die Gewerkschaft den Streik als unabwendbar ansah. Am Donnerstag war dann der zweite Streiktag angesetzt. Geplant ist nun, dass an jedem Sonntag bis Ende Mai die Arbeit niedergelegt werden soll, wie der Independent berichtete. Insgesamt macht das 21 Streiktage.

Auf der Homepage des Unternehmens war zu lesen, dass an den ersten Streiktagen »keine Züge auf der Strecke verkehren« werden. Avanti West Coast ist eine der wichtigsten Bahnlinien Großbritanniens. Sie verbindet den Großraum London mit den schottischen Städten Glasgow und Edinburgh und quert auf ihrer Strecke Richtung Norden andere Metropolregionen, wie Birmingham und den Nordwesten um Manchester und Liverpool. Avanti West Coast wurde 1997 privatisiert und gehört seit 2019 einem Konsortium um die italienische Trenitalia. Die aktuelle Konzession läuft im Oktober 2026 aus. Die Regierung hat im Sommer beschlossen, die privatisierten Bahnlinien nach dem Auslaufen ihrer Konzessionen ins Staatseigentum zurückzuführen.

RMT-Mitglieder sagen, dass sie zu schlecht für Überstunden entlohnt werden. So würden leitende Angestellte in Bürojobs, die ausgebildet wurden, um als Zugschaffner einzuspringen, weitaus mehr verdienen als die RMT-Schaffner, behauptet die Gewerkschaft. Laut RMT würden diese 300 Pfund Sterling (362 Euro) und Lokführer 600 Pfund (764 Euro) pauschal für jede Schicht an einem ihrer vorgesehenen Ruhetage verdienen. RMT wurde dagegen ein verbessertes Angebot der Bahngesellschaft unterbreitet, das rund 250 Pfund (300 Euro) für Arbeiten an Ruhetagen und 300 Pfund an Wochenenden inkludiert. Die RMT-Mitglieder lehnten es in einer Abstimmung ab: Sieben von zehn Stimmberechtigten votierten für den Streik.

RMT-Generalsekretär Mick Lynch sagte am Montag: »Avanti West Coast hat diesen Streit heraufbeschworen, indem es die Bedenken der Schaffner ignorierte und Angebote unterbreitete, die inakzeptabel sind.« Unternehmensdirektorin Kathryn O’Brien zeigte sich gegenüber dem Independent »enttäuscht« von den Gewerkschaften. Die Verkehrsministerin Heidi Alexander forderte auf Sky News das Unternehmen auf, »an den Verhandlungstisch mit der Gewerkschaft zurückzukehren und ein ordentliches Angebot zu unterbreiten«.

Nicht nur bei Avanti West Coast legten die RMT-Mitglieder am Dienstag die Arbeit nieder, auch bei der wichtigen Londoner Bahnlinie Elizabeth line. Sie ist Teil des Londoner S-Bahn- und Metrosystems und verbindet die Innenstadt mit dem Flughafen Heathrow. Die Mitarbeiter von MTR Elizabeth line und Rail for London Infrastructure (RFLI) streikten wegen Streitigkeiten über Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Sicherheitsbedenken, hieß es in einer RMT-Pressemitteilung.

Das Kontrollraumpersonal von MTR Elizabeth line legte am Silvesterabend für einen Tag die Arbeit nieder, nachdem es das letzte Gehaltsangebot abgelehnt hatte. RMT fordert verbesserte Urlaubsregelungen, die auch einen höheren Anspruch auf Urlaubstage beinhalten sollen, und Arbeitszeitverkürzungen. Das RFLI-Personal war ebenfalls mit einem 24-Stunden-Streik vertreten. Als Grund gab RMT »Probleme wie unsichere Dienstpläne, Verzögerungen bei der Gehaltsentwicklung und Sicherheitsbedenken« an.

Lynch schrieb in einer weiteren Mitteilung am Tag vor Streikbeginn: »Diese Streitigkeiten unterstreichen die Weigerung der Unternehmen, berechtigte Bedenken hinsichtlich Bezahlung, Arbeitszeit und Sicherheit anzusprechen.« Die RMT-Mitglieder würden »eine faire Behandlung« fordern. Solange die Unternehmen nicht »mit ernsthaften Angeboten an den Verhandlungstisch kommen«, würden die Probleme nicht gelöst werden und die Arbeitskämpfe weitergehen.

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