Arbeitskampf in Down Under
Von Thomas BergerSchon die Erwartungen für Australiens Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 waren bescheiden. Immerhin von einem Plus in Höhe von anderthalb Prozentpunkten war die Zentralbank (Reserve Bank of Australia, RBA) in ihrer Prognose ausgegangen. Selbst dieses Ziel dürfte um Längen verfehlt werden. Im dritten Quartal gab es nur eine schlappe Steigerung um 0,3 Prozentpunkte, in den beiden Vierteljahren zuvor war es noch ein Zähler weniger. Der Motor stottert. Und das, obwohl die sozialdemokratische Labor-Regierung von Premier Antony Albanese gehofft hatte, mit einigen Steuersenkungen und anderen Entlastungen zumindest den Konsum anzukurbeln.
Eine regelrechte Streikwelle ist zuletzt entbrannt, zunächst bei Bussen und Bahnen in Sydney. Im ganzen Bundesstaat New South Wales, der einwohner- und wirtschaftsstärksten Region des Landes, traten dann Mitte November bis zu 10.000 Krankenschwestern und Hebammen an staatlichen Krankenhäusern in einen eintägigen Warnstreik. Zwei Wochen später folgten die Pflegekräfte an privaten Kliniken. Den Polizisten in NSW gelang es sogar, eine Anhebung ihrer Gehälter um 39 Prozent durchzusetzen.
Erleichterung machte sich kurz vor den reiseintensiven Weihnachtsfeiertagen breit, als am 10. Dezember das Bodenpersonal an den Flughäfen in den Bundesstaaten NSW, Victoria, Südaustralien, Queensland und dem Northern Territory nach einem Streiktag die Arbeit wieder aufnahm: Immerhin elf Prozent Lohnsteigerung über zwei Jahre konnte die Transportgewerkschaft dem Management der Servicefirma Dnata abringen. Stolze 98 Prozent der Beschäftigten hatten sich bei der Urabstimmung im Oktober für den Ausstand ausgesprochen.
Obwohl Australien eine starke Gewerkschaftsbewegung hat, die nach britischem Vorbild eng mit der derzeit regierenden Labor Party verbunden ist, sind Streiks in der Regel nur in Branchen legal, in denen es einen Tarifvertrag gibt. Doch gerade in vielen Sektoren, die nicht darunter fallen, sind Arbeitsbedingungen besonders prekär, die Löhne besonders mies. Geschichte geschrieben haben deshalb Beschäftigte eines Burgerbistros in Melbourne mit einem Zwölf-Stunden-Streik, dem landesweit ersten in der Fastfoodindustrie. Und besonders streikfreudig zeigten sich zuletzt die Arbeiter in etlichen Häfen landesweit. Die nationale Statistikbehörde hatte in den ersten drei Quartalen bis Ende September zwar insgesamt etwas weniger Streiks als 2023 gezählt – dafür aber mit deutlich mehr Teilnehmenden, 84.000 gegenüber 53.000 im Vorjahreszeitraum, sowie in Summe mehr Ausfalltagen.
Während die Binnenkonjunktur deutlich lahmt, bleibt der Bergbau als mit Abstand größte Einzelbranche das Rückgrat der australischen Wirtschaft. Abseits der beiden global agierenden einheimischen Riesen Rio Tinto und BHP Billiton berichtet der Mitte November veröffentlichte Aussie Mine Report 2024, der Gesamtmarktwert der 50 mittelgroßen Konzerne (MT 50) liege stabil bei 139 Milliarden Australischen Dollar, obwohl ihre Gewinne um ein Zehntel auf »nur« noch 52,2 Milliarden Dollar zurückgegangen seien. Interne Verschiebungen finden zum Beispiel von Kohle zu Gold statt. Doch vor allem bei sogenannten kritischen Mineralien, die für die Energiewende unverzichtbar sind, sei eine langfristig hohe Nachfrage gesichert, heißt es im Bericht.
Hauptabnehmer ist China, das Australiens größter Handelspartner bleibt. Rund ein Drittel aller Exporte geht in die Volksrepublik. Für die Politik ist es immer wieder ein Balanceakt: Militärisch beteiligt sich Down Under im AUKUS-Pakt mit den Partnern USA und Großbritannien an einer gesteigerten Konfrontation gegenüber Beijing. Doch da sind die eigenen ökonomischen Interessen im Rahmen einer engen Verflechtung. Überaus freundlich wurde deshalb im Juni der chinesische Ministerpräsident Li Qiang begrüßt, der erste Besuch diesen Rangs seit sieben Jahren. 2020 verhängte Restriktionen wurden wieder aufgehoben, das Freihandelsabkommen soll weiter ausgestaltet werden.
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