Besondere Momente
Von René LauZum Jahreswechsel bin ich gefragt worden, ob es für mich den Moment des Fußballjahres 2024 gibt. Es sind sogar zwei, ein negativer bzw. trauriger und ein positiver, schöner. Beide haben mit meiner Heimatstadt Berlin und dem Olympiastadion zu tun.
Berlin war die Heimat von Kay Bernstein (8.9.1980–16.1.2024), einem Ostberliner Jungen, der es vom Vorsänger der Ostkurve auf den Präsidentenstuhl von Hertha BSC im Westend brachte. Oft habe ich mit ihm diskutiert, gestritten. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber beide geradeaus, wir mochten uns. Wenige Tage vor seinem Tod rief er mir zu: »René, ich ruf dich an!« Wir wollten mal wieder essen gehen. Dazu kam es nicht mehr. Er starb Mitte Januar. Ein Visionär des besseren Fußballs. Viel zu früh gegangen. Der Schmerz sitzt tief, zumal sich bald sein Todestag jährt.
Nun zum schönsten Moment. Wenige Tage nach Kays Tod fand im Olympiastadion das Spiel seiner Hertha gegen den HSV statt. Die berühmte Partie mit den Tennisbällen. Ausdruck des Protestes der Fans gegen noch mehr Kommerzialisierung, gegen den Einstieg von Investoren. Wochenlang flogen Hunderte Tennisbälle danach in die Innenräume deutscher Stadien, begleitet von Goldtalern und ferngesteuerten Autos. Ein friedlicher, resoluter Protest, der die Fußballoberen richtig doll nervte. Am Ende verzichtete man auf einen Investor.
Und so ist – obwohl ich mit Tennis nix am Hut habe – der Tennisball mein Gegenstand des Jahres. Er verschafft mir seither ein Lächeln im Gesicht.
Ich wünsche allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2025.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!