75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
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Aus: Ausgabe vom 06.11.2004, Seite 16 / Aktion

Wer mitdenkt, abonniert

Wachsendes Interesse am neuen jW-Format

Liebe Leserinnen und Leser!

Ihnen liegt nun seit sieben Wochen die neugestaltete junge Welt vor. Wir hoffen, daß Sie sich mittlerweile an das neue Format und die neue Seitenaufteilung gewöhnt haben. Auch uns fällt es noch nicht leicht, mit den neuen Möglichkeiten optimal umzugehen. Die bisherige Leserresonanz ist sehr erfreulich. Von den Kiosken können wir einen deutlich besseren Verkauf melden. Allerdings stehen dort den Mehreinnahmen auch Mehrausgaben für Druck und Transport entgegen. Im Abobereich erreichen uns seit der Umstellung deutlich mehr Neunwochenabos, was ebenfalls auf wachsendes Interesse schließen läßt.

Insgesamt hoffen wir, daß wir mit dem neuen Format und dem erweiterten Angebot zusätzliche Käufer und Abonnenten gewinnen. Das geschieht allerdings nicht sofort und nicht automatisch. Unser Problem: Mehrausgaben für Druck, Versand, Personal, Zeilengelder usw., die mit der Umstellung zusammenhängen, fallen sofort an. Das heißt, daß im Moment die Kosten deutlich stärker steigen als die Einnahmen. Nachdem im Geschäftsjahr 2003 erstmals seit Jahren Kosten und Erlöse ausgeglichen waren, werden wir das laufende Geschäftsjahr mit erheblichen Verlusten abschließen. Das wiederum bedeutet, daß wir leichter angreifbar sind.

junge Welt und Prozesse

Und Angriffe bleiben nicht aus. Die politischen wissen wir ausreichend zu beantworten. Der Ausgang der ökonomischen und rechtlichen allerdings liegt nicht immer in unserer Hand. So mußten wir in den letzten drei Wochen drei sehr wichtige Gerichtstermine durchstehen. In den entscheidenden Punkten konnten wir uns zwar überall durchsetzen, das war aber nicht kostenlos zu haben: Unsere Aktivitäten gegen die Präsenz der Bundeswehr auf der Leipziger Buchmesse kosten uns beispielsweise über 5 000 Euro. Diese Prozesse rauben uns aber weit mehr als nur Barmittel. Sie kosten uns Zeit und Kraft, die wir an anderer Stelle dringend benötigen würden. Beispielsweise bei der Erarbeitung und Umsetzung von Strategien in der für uns zentralen Frage – dem Einwerben zusätzlicher Abonnements. Gerade weil uns ausreichende Einnahmen fehlen, stellt jeder Prozeß, auf den wir uns einlassen, ein enormes Risiko dar. Und obwohl wir gerade zur Zeit regelmäßig über die Prozesse in der Zeitung berichten, gehen die Spenden für den Prozeßkostenfonds im Vergleich zum Vorjahr zurück. Uns ist schon klar, woran das liegt: Auch an unseren Leserinnen und Lesern gehen Arbeitsplatzverlust, Sozialabbau und Lohnraub nicht spurlos vorüber. Gerade aber weil der Einfluß und die Bedeutung dieser Zeitung zunimmt, werden auch die Versuche zunehmen, uns beispielsweise mit Hilfe von Prozessen daran zu hindern, das Notwendige zu sagen.

junge Welt und Genossenschaft

Deshalb spielt unsere Genossenschaft, die LPG junge Welt e.G., eine weiter wachsende Rolle. Sie ist nicht nur Herausgeberin der jungen Welt und Mehrheitseigentümerin, sie sichert mit ihren Krediten außerdem alle Aktivitäten ab, die über die Produktion der Zeitung hinausgehen. Ohne Genossenschaft könnten die Prozeßrisiken nicht eingegangen werden. Ohne Genossenschaft wären Formatumstellung und Relaunch, aber auch alle größeren Werbekampagnen nicht leistbar. Die Genossenschaft macht uns im wesentlichen von Banken unabhängig. Keine Bank kann der jungen Welt durch die Entziehung von Krediten das Leben schwer machen. Deshalb wird das weitere Wachsen unserer Genossenschaft mit darüber entscheiden, ob wir den vor uns liegenden Aufgaben gerecht werden können. Jede Leserin, jeder Leser kann mit einem oder mehreren Anteilen Mitglied der Genossenschaft werden und damit die Handlungsfähigkeit und Unabhängigkeit der jungen Welt stärken.

junge Welt und Abonnements

Zentrale Größe der Entwicklung und der Perspektiven dieser Zeitung ist allerdings der Bestand an bezahlten Abonnements (zum Sozial-, Normal- oder Solipreis). Die Bezahlung der Abonnements sichert jeden Monat die Deckung der Hauptausgaben. Da diese Ausgaben durch die Umstellung auf das größere Format merklich gestiegen sind, brauchen wir also – bei Strafe des Untergangs – in den nächsten Monaten mehr Aboneuzugänge als Abgänge. Mit dem verbesserten Angebot und mit Ihrer Unterstützung werden wir diese Aufgabe meistern. Neben den Printabos wächst die Bedeutung der Internetabos. Auch hier wollen wir das Angebot im kommenden Jahr deutlich verbessern. Nicht, um Ihnen eine Freude zu bereiten, sondern weil wir mit mehr Internetabonnenten und damit mit verbesserten Einnahmen rechnen.

Denn wir wissen, daß diese Zeitung nicht abonniert wird, um uns einen Gefallen zu tun. Die Abonnenten nutzen diese Zeitung. Wer sie regelmäßig liest, denkt. Wer mitdenkt, abonniert. Allerdings: Um zu wissen, daß man etwas braucht, muß man zuerst einmal wissen, daß es sowas überhaupt gibt. Deshalb ist es nicht nur wichtig, daß Sie abonnieren, sondern daß Sie in Ihrem Umfeld die junge Welt bekannt machen. Unsere Leserinnen und Leser kennen nicht nur die besten Argumente für ein jW-Abo, sie kennen auch die Menschen, die für ein solches Abo in Frage kämen. Deshalb bedanken wir uns an dieser Stelle bei unseren Leserinnen und Lesern, Genossenschaftsmitgliedern und Spendern für ihre Unterstützung. Nur gemeinsam können wir uns vor Gericht behaupten, können wir gegen Militarismus, Neoliberalismus, Rassismus und viele andere Übel anschreiben, können wir ein Netzwerk für Gegenöffentlichkeit und Gegenwehr schaffen, können über Alternativen in der Zukunft nachdenken. Helfen Sie mit, daß das so bleibt. Und nutzen Sie dabei hemmungslos unsere Aboprämien, die wir Ihnen als kleines Dankeschön reserviert haben.

Verlag und Redaktion

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!