Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 08.01.2025, Seite 16 / Sport
Skispringen

So brutal kann Skispringen sein

Österreicher unter sich: Zur diesjährigen Vierschanzentournee
Von Jens Walter
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Nicht zu schlagen: Tourneegewinner Daniel Tschofenig

Youngster Daniel Tschofenig hat in einem hochdramatischen Skisprungfinale seinen Teamkollegen Stefan Kraft abgefangen und einen spektakulären Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee abgeliefert. Der 22 Jahre alte Österreicher (136 und 140,5 Meter) rückte im letzten der insgesamt acht Durchgänge von Gesamtrang drei noch an die Spitze.

Kraft, der als Führender der Tourneewertung windbedingt minutenlang auf den letzten Versuch warten musste, fiel nach Sprüngen auf 136 und 137,5 Meter auf Platz drei zurück. Rang zwei in Tageswertung und Gesamtklassement ging an Jan Hörl. Zwischen Tschofenig und Hörl lagen in der Endabrechnung nur 1,4 Punkte – das ist weniger als ein Meter Differenz.

Der hochklassige Wettbewerb auf der Paul-Außerleitner-Schanze wurde zu einem »brutalen Krimi«, wie Kraft schon zur Halbzeit voraussagte. Er selbst war am Ende der betrübte Verlierer, im Auslauf kaum zu trösten. Es war die knappste und spannendste Entscheidung seit 19 Jahren, als der Finne Janne Ahonen und Jakub Janda aus Tschechien punktgleich waren.

Für die Deutschen geht das Warten auf den ersten Tourneegesamtsieg seit Sven Hannawald vor 23 Jahren mindestens bis zum Januar 2026 weiter. Andreas Wellinger (133 und 135,5 Meter) sprang vor 14.300 Zuschauern im Pongau auf Platz neun. Für Pius Paschke (12.), Philipp Raimund (15.) und Karl Geiger (23.) reichte es nicht zu einem Top-ten-Platz.

Die 73. Ausgabe des Traditionsevents endete damit so, wie sie vor gut einer Woche in Oberstdorf begonnen hatte. Die Deutschen wurden klar geschlagen, die geschlossen starken Österreicher dominierten auch zum Abschluss. Kraft und Co. komplettierten eine dominante Tournee mit vier Siegen und elf von zwölf möglichen Podestplätzen. Dass eine Auswahl die besten drei Springer im Gesamtklassement stellt, gab es zuvor erst dreimal: 1955 die finnische, 1975 und 2012 jeweils die österreichische. »Wir fühlen uns wie kleine Superstars«, erzählte Kraft und berichtete mit einem breiten Lächeln von spontanen Fotoshootings mit Fans, die von ihren Stars in den glorreichen Tagen um den Jahreswechsel nicht genug bekommen konnten.

Der Kogastgeber, seit eh und je eine Skisprungnation, hatte nach jahrelanger Dominanz mit Gregor Schlierenzauer und Co. satte 3.653 Tage auf den goldenen Adler warten müssen. Im Geschichtsbuch verewigt hat sich auch Andreas Widhölzl, der nach seinem Tourneesieg als Sportler 1999 nun auch als Trainer die Tournee gewonnen hat. »Als Trainer ist es schwieriger«, befand Widhölzl.

Mit einem ganz anderen Gefühl tritt das deutsche Team die kurze Heimreise an. Dabei waren Paschke und Co. nach einem furiosen Saisonstart hoffnungsvoll in das erste Großereignis des Winters gestartet. Am Ende blieb Paschkes vierter Platz in Oberstdorf das beste Einzelergebnis. Eine Tournee ohne Podestplatz und ohne jede Chance auf den Gesamtsieg ist als klarer Misserfolg zu werten.

Doch nicht nur der sportliche Leistungseinbruch fiel auf, sondern auch die teilweise irritierende Ambitionslosigkeit – zumindest in der Öffentlichkeit. Frust? Enttäuschung? Nicht doch. »Sonst hätte ich schon seit 23 Jahren enttäuscht sein müssen«, sagte Stefan Horngacher, dem auch in seiner sechsten Saison als Bundestrainer der große Wurf nicht gelingen wollte.

So weit wie diesmal waren seine Schützlinge aber im vergangenen Jahrzehnt selten weg. Olympiasieger Wellinger räumte in Bischofshofen offen ein, man müsse in den kommenden Wochen zunächst mal »kleinere Brötchen backen«. Bis zur Nordischen Ski-WM in Trondheim hat Horngacher sieben Wochen Zeit für die notwendigen Korrekturen.

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