Troegner, Reinecke, Kann, Wessely
Von Jegor Jublimov
Einen »brillanten Kabarettisten« nannte Kritikerin Renate Holland-Moritz den Schauspieler Werner Troegner 1988, als sein letzter Film »Mensch, mein Papa …!« auf die Leinwand kam. Den Papa von Franziska Troegner gab Erwin Geschonneck, und Franziskas echter Papa war wie so oft als »urkomische Type« dabei. Am 13. Januar wäre Troegner, der 1993 starb, 100 Jahre alt geworden. Nach dem Krieg verdiente er sich an Theatern seiner Heimatstadt Berlin, u. a. in der Neuen Bühne, erste Sporen, bis Chef Robert Trösch 1953 das Kabarett Distel eröffnete. Hier bewies Troegner als echter Berliner wiederholt sein Improvisationstalent, aber auch Funk und Fernsehen riefen nach ihm. »Die Barrikade« hieß 1955 sein erstes Fernsehspiel, Hauptrollen übernahm er oft in satirischen Produktionen, in der Kinoreihe »Das Stacheltier« ebenso wie in der DFF-Serie »Moabiter Miniaturen« und dem Magazin »Tele-BZ«. Mit der Zeit wurde die Rundfunkarbeit immer wichtiger für ihn. Neben zahlreichen Krimis sprach er in Stoffen von Heiner Müller oder Günther Weisenborn. Publikumsliebling wurde er mit Gina Presgott in der Sketchreihe um »Frieda und Otto« im Berliner Rundfunk.
In dem Kurzfilm »Aufs Stichwort« spielte Troegner 1957 unter der Regie von Horst Reinecke, dem Vater von Ruth Reinecke, die nachträglich zu ihrem 70. Geburtstag am 11. Januar gegrüßt sei. Sie debütierte am Staatstheater Schwerin, kam 1979 ans Maxim-Gorki-Theater, wo sie auf ihre Schwester Renate traf und viele Charakterrollen spielte. Nach ihrem Filmdebüt im Defa-Kinderfilm »Taubenjule« (1983) stand sie vor allem fürs Fernsehen vor der Kamera, damals zweimal im »Polizeiruf 110«. Am bekanntesten wurde wohl die Serie »Weissensee« (2010–2018), wo sie als Frau von Uwe Kockisch agierte.
Auch für Michael Kann standen Kinderfilme (»Die schwarze Mühle«, 1975, »Trini«, 1977) am Beginn der Kinolaufbahn. Doch der junge Schauspieler wollte zur Filmregie, nahm ein Zusatzstudium in Babelsberg auf und stand als erstes einem tschechischen Regisseur bei dem Kinderfilm »Eine zauberhafte Erbschaft« (1986) zur Seite. Seine Filme »Stielke, Heinz, fünfzehn« (1987) und »Die Entfernung zwischen dir und mir und ihr« (1988) waren Talentbeweise, an die er aber nach 1990 nicht mehr anknüpfte und statt dessen junge Leute in Bremen, Leipzig und Potsdam auf die Arbeit im Filmbereich vorbereitete. Am 13. Januar wurde er 75.
Der Wiener Rudolf Wessely, der am 19. Januar 100 geworden wäre, gehörte zu den Österreichern, die in den fünfziger Jahren ans Deutsche Theater im Osten Berlins kamen. Ab 1953 spielte auch er in mehreren Kurzfilmen der »Stacheltier«-Reihe der Defa, darunter in Stoffen von Günter Kunert und Heinar Kipphardt. Kurz nach der Grenzsicherung von 1961 kam noch ein Lustspiel in die DDR-Kinos, in dem Wessely neben dem frechen Manfred Krug einen verklemmten Lehrmeister spielte, der von FDJlern Pfeffer bekam. Da arbeitete Wessely bereits im Westen und dort an ersten Häusern in München, Zürich und Wien. Unter vielen Filmrollen, die er bis zu seinem Tode 2016 spielte, ragen der Jude Grünbaum in »Comedian Harmonists« (1997) und Alfred Pringsheim in »Die Manns« (2001) hervor.
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