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Aus: Ausgabe vom 15.01.2025, Seite 16 / Sport

Ein permanenter Kampf

Von André Dahlmeyer
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Aus dem Klub der Silberländerinnen: UAI Urquiza (weiße Trikots) in einem Spiel gegen Platense

Einen wunderschönen guten Morgen! Paukenschlag im argentinischen Frauenfußball. Die Funktionäre eines der erfolgreichsten Klubs der Silberländerinnen, des UAI Urquiza, haben dem argentinischen Fußballverband AFA in einem kurzen Schreiben mitgeteilt, freiwillig in die Primera B absteigen zu wollen, in den Amateurfußball. Nur so könne der Klub sein Engagement bei der Entwicklung aufrechterhalten und weiterhin Fußballerinnen ausbilden. Begründet wird der Wahnsinn damit, monetäre »Ressourcen (zu) optimieren« und die »Anstrengungen auf ein nachhaltiges sportliches Konzept« zu fokussieren, das es erlaube, »die institutionelle Struktur zu festigen« und damit »weiterhin zum Wachstum des argentinischen Frauenfußballs beizutragen«. In einem Land, in dem es keine Ministerien für Arbeit, Bildung, Frauen, Wissenschaft/Technologie usw. mehr gibt, dafür eines für Humankapital, wundert einen schon lange nichts mehr.

Der Klub galt in der vergangenen Dekade als Talenteschuppen Silberlands, stellte die meisten Nationalspielerinnen. Zwischen 2012 und 2019 gewannen die »Guerreras« (Kriegerinnen) aus Villa Lynch/General San Martín (Provinz Buenos Aires) fünfmal die argentinische Meisterschaft. Häufiger schafften dies nur Boca Juniors (29) und River Plate (11). Offiziell wird seit 1991 eine Meisterschaft der Frauen ausgetragen. Erst 2008 war es mit San Lorenzo de Almagro einem Verein geglückt, die Titelflut der beiden Klassenstreber zu stoppen. Gerade wurden deren »Santitas« (kleine Heilige) zum vierten Mal Meister. UAI Urquiza indes partizipierte zwischen 2015 und 2019 auch viermal an der Copa Libertadores, gleich beim Debüt gelang ein dritter Platz. 2021 gewannen die Guerreras zudem die Copa Federal. Ihr Stadion, das Monumental, ist nicht ganz so groß, wie es klingt: Es hat ein Fassungsvermögen von 1.000 Zuschauern. Unter den Fitnesstrainern befindet sich sogar eine Frau, Paula Cisneros, der Rest des Klubs ist eine reine Männerveranstaltung.

Im März 2019 gab die AFA die Einführung des Profifußballs für Frauen in Argentinien bekannt. Seit 2022 muss jeder Klub mindestens fünfzehn Profiverträge ausstellen. Dazu haben die Geldsäcke von UAI Urquiza aber keine Lust mehr (Lohnzahlungen werden systematisch verschleppt). Im Januar 2019 trennte sich der Klub von Macarena Sánchez, mitten im Campeonato und nach geschlossenem Transferfenster. Grund? Ein Neujahrs-Post: »Für ein nationales, populäres, demokratisches und feministisches 2019. Für Frauenprofifußball und legale Abtreibung, zum Donnerwetter!« Doch Verein und Verband hatten sich die falsche ausgesucht. Die junge Frau aus Santa Fe kämpfte wie eine Berserkerin. Zunächst um die Anerkennung eines Arbeitsverhältnisses und gegen Diskriminierung. Sie wurde zum Gesicht für die Rechte von Fußballerinnen und erhielt so viele Morddrohungen, dass ein personifiziertes Notrufsystem für sie installiert wurde. Drei Monate später unterschrieb sie bei San Lorenzo einen der ersten Arbeitsverträge für Frauen im argentinischen Balltreten. Die erste Profisaison 2019/2020 wurde dann wegen Covid-19-Quarantäne kassiert. Seitdem gewannen nur noch Boca Juniors (6) und San Lorenzo (2). Zweitbester Verein nach Punkten ist die UAI Urquiza. Maca Sánchez engagiert sich heute politisch.

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