Gegründet 1947 Donnerstag, 16. Januar 2025, Nr. 13
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Aus: Ausgabe vom 16.01.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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»Seine Freiheit«

Zu jW vom 9.1.: »Donald markiert sein Revier«

Trump 2.0 – der erste Deal? Die Medien können es nicht oft genug wiederholen: »Donald Trump refuses to rule out force to take Greenland and Panama Canal« (Donald Trump schließt nicht aus, Grönland und den Panamakanal mit Gewalt zu erobern). Nun sind Trumps Kraftprotzereien nicht immer als konkrete Pläne zu nehmen. Für die umworbene Wählerschaft bebildern sie seine Führerqualitäten, also die Unberechenbarkeit wie die Entschlossenheit zur rücksichtslosen Durchsetzung – wovon? Was auch immer der Führer der Freien Welt für MAGA erforderlich halten wird! Diese – seine – Freiheit will er immer wieder klarstellen, und da kennt er auch keine Schamgrenze. Etwa den Gedanken: Wer war das gestern noch, der auf Gewalt in Sachen Wiedervereinigung nicht definitiv verzichten will? Den wir deshalb als Gefahr für den Weltfrieden mit einer gewaltigen Aufrüstung im Pazifik konfrontieren müssen? War da was mit Taiwan?

Robert Giegerich, per E-Mail

»Von deinen Feinden lernen«

Zu jW vom 9.1.: »Mehr als drei Prozent«

Die Ruinen, aus denen die DDR entstand, waren das Ergebnis des von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkriegs. Die kapitalistische Wirtschaft, die Gier nach Rohstoffen und Absatzmärkten und der Faschismus, gepaart mit Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, schufen die Ursache und das Ergebnis. Der anschließende Kalte Krieg, gepaart mit Hallstein-Doktrin und Wirtschaftsboykott der sozialistischen Staaten, war die entscheidende Ursache für den Niedergang der sozialistischen Wirtschaft in Europa. China beweist heute, dass eine sozialistische Wirtschaft dem kapitalistischen Wirtschaftssystem überlegen ist. Ob und inwieweit es in China Demokratiedefizite gibt, kann und will ich nicht beurteilen. (…)

Ronald Prang, Berlin

Langzeitwirkung

Zu jW vom 10./11.1.: »Eine unterschätzte Kraft«

In der jW vom 11./12. Januar 2025 wurde ein interessanter Artikel von Reinhard Lauterbach unter der Überschrift »Eine unterschätzte Kraft« zu Rosa Luxemburgs Kritik an Lenins Nationalitätenpolitik veröffentlicht. Eine Anmerkung dazu erscheint mir hilfreich. Die Kritik von Rosa Luxemburg war nicht nur »theoretisch brillant«, sondern konnte sich in einem wesentlichen Punkt auf einen empirischen Befund stützen. Zur Selbständigkeit und Unabhängigkeit Finnlands meinte Rosa Luxemburg, dass damit Lenin die finnische Bourgeoisie gestärkt und das finnische Proletariat geschwächt hat. Das hängt damit zusammen, dass die Entstehung von Nationalstaaten ein bürgerliches Konzept für die eigene politische Herrschaftsform ist. Dieser von Lenin wohl nicht beabsichtigte Aspekt hat Auswirkungen bis in die Gegenwart. Als die drei Hochverräter Boris Jelzin, Leonid Krawtschuk und Stanislau Schuschkewitsch durch einen Federstrich die Sowjetunion auflösten, entstand die »Gemeinschaft unabhängiger Staaten« als Gemeinschaft von bürgerlichen Nationalstaaten. Krawtschuk war bis dahin erster Sekretär des Zentralkomitees der ukrainischen kommunistischen Partei gewesen. Einen Wimpernschlag später war er Präsident der unabhängigen Ukraine. Das muss man erst einmal können. Das politische Führungspersonal der postsowjetischen Staaten hat seine Ausbildung in der Sowjetunion erhalten. Offenbar ist da wenig Sowjetisches oder Sozialistisches, dafür um so mehr Nationales im Wissen und Verhalten erhalten geblieben. Man kann das auch als eine Langzeitwirkung von Lenins Nationalitätenpolitik sehen, die Rosa Luxemburg vorausgesehen hat.

Bernd Vogel, Leipzig

»Ab ins Buch«, Maxi

Zu jW vom 10./11.1.: »Bigos«

Liebe Maxi Wunder, als Leserin aller deiner Bücher schaue ich natürlich jemandem mit diesem (durch Anregung) übernommenen Pseudonym besonders auf die Finger, heute endlich möchte ich einmal danke sagen, es ist immer wieder ein Vergnügen, Deine Texte zu lesen, dabei zu lachen oder über die Entsetzlichkeiten der Situation zu verzweifeln oder einfach nur in Bewunderung zu schwelgen. Ich danke für diese kostbaren Schriften und rege hier mal ein Kochbuch der besonderen Art an – ab ins Buch damit! Auch wenn ich bisher in meiner Erinnerung nur ein Rezept nachgekocht habe, auch diese sind anregend.

Anne-L. Düren, per E-Mail

Vom Rascheln und Ratteln

Zu jW vom 10./11.1.: »Weshalb junge Welt für den Erhalt der gedruckten Tageszeitung kämpft«

Ich begrüße es sehr, dass Verlag, Redaktion und Genossenschaft weiter fest zur Herausgabe der jungen Welt als Printmedium an allen sechs Tagen der Woche stehen. Die ergänzende Digitalausgabe ist zwar wesentlich reaktionsschneller in Hinsicht auf tagesaktuelle Ereignisse – aber eben beim Konsum der Nachrichten, Kommentare, Berichte oder Glossen auch bedeutend »flüchtiger«. Zudem liebe ich das Rascheln der Seiten beim Lesen, den Geruch der Druckerschwärze, die »Rattelschneck«-Cartoons von Marcus Weimer und Olav Westphalen … Ich gebe die gesammelten Printausgaben regelmäßig ausnahmslos an eine befreundete Community aus El Salvador weiter, die alle voller Wissbegier und Begeisterung die junge Welt lesen und zugleich ihre Deutschkenntnisse damit erweitern. Auf besondere Begeisterung stößt bei ihnen naheliegenderweise die umfangreiche Lateinamerikaberichterstattung der jungen Welt, die einen großen Zuspruch findet. Das heißt in der Konsequenz: Eine fehlende Printausgabe würde nicht nur ich, sondern sie würden auch die jungen Frauen und Männer aus El Salvador schmerzlich vermissen.

Norbert S., Berlin

Ich gebe die gesammelten jW-Printaus­gaben regelmäßig ausnahmslos an eine befreundete Community aus El ­Salvador weiter, die alle voller Wissbegier und Begeisterung lesen und zugleich ihre Deutschkenntnisse damit erweitern.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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