Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 12.02.2025, Seite 8 / Ansichten

Flüchtlinge des Tages: Weiße Südafrikaner

Von Christian Selz, Kapstadt
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Das Leben kann so hart sein als weißer Südafrikaner ... (Kapstadt)

Man hat’s nicht leicht, als Weißer in Südafrika. Ständig wird auf der Poolliege der Gin Tonic warm, weil die Haushälterin schon wieder zu wenig Eis hineingetan hat. Mit der Peitsche nachhelfen ist auch nicht mehr erlaubt. Und dann muss der Servicebelegschaft jetzt auch noch Mindestlohn gezahlt werden, 1,45 Euro pro Stunde. Überhaupt sind die Einkommen von weißen Südafrikanern im Schnitt nur schlappe fünfmal größer als die von Schwarzen, die Arbeitslosenzahlen zugleich nur ein Fünftel so hoch. Ferner droht Klaustrophobie: Bei einem Anteil von 7,7 Prozent der Gesamtbevölkerung müssen Südafrikas Weiße mit nur knapp 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen auskommen. Vor lauter Mosern schafft man es kaum noch zum Golfspielen. Es ist offensichtlich, hier geht es einer ethnischen Minderheit richtig schlecht.

Doch Rettung naht, in Form des Heiligen Donald. Der Menschenfreund aus Washington lädt zur Flucht ins großartigste Land aller Zeiten ein. Seine schiere Nächstenliebe beruht dabei auf einer Vision, wonach in Südafrika Weiße willkürlich enteignet würden. Beim Schuh des Manitu! Zwar ist die Nummer frei erfunden und mit keiner Zeile des neuen südafrikanischen Enteignungsgesetzes zu begründen, aber was sind schon Fakten gegen Trump. Zumal dessen Samaritertum dankend angenommen wird. Am Montag brachen die Server der Südafrikanischen Handelskammer in den USA (SACCUSA) zusammen, weil sich plötzlich Verfolgte in Heerscharen meldeten. Die Kammer geht von 50.000 Menschen aus, die »umsiedeln« wollen. Zumindest den nötigen Platz für neue Einwanderer schafft Visionär Trump derzeit ja. Der Verzehr von Hunden oder Katzen ist aus Südafrika auch nicht bekannt. Wer also lieber Tellerwäscher als Millionär ist: Go West!

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (11. Februar 2025 um 22:20 Uhr)
    (…) Schwarze sind Arme, Weiße sind Reiche? Historische Entwicklungen zur Unterwerfung und Knechtung bis hin zu ethnischen Säuberungen und Massenmorden sind durch die Hautfarben prämissiert=vorbestimmt im Sinne einer Botschaft? Da lege ich nach: Golda Meierson erklärte, dass es gar keine Palestiner gibt (Sie meinte wohl die Palestinenserinnen und die Palestinenser). David ben Gurion: Das ist alles unser Land Erez Israel (seiner und aller seiner damals vor allem zionistisch orientierten, aber schon bis Babylon orientierten Mitstreite*innen)! Genau deshalb wäre niemand aus der Familie meiner Mutter dorthin gezogen: Sie hatten »Der Judenstaat« von T. Herzl gelesen. Was alle tun sollten, die sich auf ihn berufen/berufen wollen. Denn hier wird gezeigt, dass bereits im Ansatz (also schon bei Herrn Herzl!) im neuen jüdischen Land keine angestammten Einheimischen vorkommen/existieren. Sie werden nicht einmal erwähnt. Anerkannte wissenschaftlich fundierte Einblicke liefert Ilan Pappe: »Die ethnische Säuberung Palästinas«.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (11. Februar 2025 um 20:12 Uhr)
    Mehr Musks mach Mamerika! Aber die Weißen vorher enteignen.

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