Aus Leserbriefen an die Redaktion

»Leeres Gerede«
Zu jW vom 19.2.: »Polizei in der jungen Welt«
Es ist mir ein großes Bedürfnis, Euch für Euren Einsatz zur Sicherstellung der Veranstaltung mit der UN-Sonderberichterstatterin für die palästinensischen Gebiete Francesca Albanese zu danken. Trotz enormer politischer und polizeilicher Repressionen habt Ihr es geschafft, dass diese Stimme gehört werden konnte – und hoffentlich auch veröffentlicht wird! Die Verantwortlichen für die zutiefst undemokratische, dem Grundgesetz dieses Staates vollkommen widersprechende polizeiliche Schikane haben das jüngste Gerede des Bundespräsidenten über »Freedom and Democracy« in diesem Land als leeres Gerede entlarvt.
Peter Tiedke, Golzow
»Ironie der Geschichte«
Zu jW vom 15./16.2.: »›Eine Meisterleistung der europäischen Stadtguerilla‹«
Als Zeitzeuge habe ich diese Aktion damals mitbekommen. Mir war das völlig unverständlich, warum sie ausgerechnet diesen CDU-Politiker auswählten. Es wäre viel wirksamer gewesen, statt dessen diesen zwielichtigen Heinrich Lummer (CDU), von Gegnern auch »die Ratte« genannt, zu entführen. Dass er unter der Beobachtung der HVA Aufklärung des MfS stand, war allerdings unbekannt. Viel wahrscheinlicher war es allerdings, dass die »Bewegung 2. Juni« auf Lummer im Volksgefängnis sitzengeblieben wäre. Wer wollte denn Lummer schon zurückhaben? Höchstens sein Intimfreund, dieser ebenso schillernde Ronald Gläser, der damals zwischen FDP und anderen rechtsextremen Bewegungen irrlichterte, bis er dann am Ende konsequent bei der AfD landete. Was aber Till Meyer nicht bemerkte, dass aus gutem Grund auch über eine aus wahltaktischen Überlegungen heraus fingierte Selbstentführung diskutiert wurde. Einige Jahre zuvor hatte der von der Uni Köln hinausgeworfene Byzantinistikprofessor Berthold Rubin sich nicht nur für die Springer-Presse öffentlichkeitswirksam als ein von Studenten mit Eiern beworfener Hochschullehrer in Berlin präsentiert, er setzte noch eins drauf. Mit Hilfe des NPD-Anwalts Rieger entführte er sich selbst und gab den »Linken« die Schuld. Diese politische Gemengelage kochte nun anlässlich der Lorenz-Entführung. Die RAF wie »Bewegung 2. Juni« und die Nachfolger haben in Wirklichkeit nur zum Nutzen dieser BRD-Regierungen gearbeitet. Sie bescherten mit dieser bizarren »Volksfrontideologie« den Bürgern den heutigen Überwachungs- und Polizeistaat. Idiotisch zu glauben, dass durch ihren Terror sich wegen der Rache des Staates das Volk erheben würde zur Revolution. Ein pervertierter Staat, wie das oligarchische heutige Regime, kann nur von innen heraus kollabieren. Die HVA des MfS hat viel wirksamer in die westdeutsche Politik eingegriffen und am Ende dafür gesorgt, dass es nie zu solchen Exzessen kommen konnte, wie wir sie heute erleben. Ironie der Geschichte.
Karl Kuntze, Erfurt
Es rattelt
Liebe Redaktion, heute mal etwas ganz anderes. Jeden Tag freue ich mich auf die Geschichten von Klaus und danke Rattelschneck für die Ideen. Sie zaubern ein Lächeln oder Lachen in mein Gesicht, und das ist gerade in diesen nicht so lustigen Zeiten sehr wichtig. Alles Gute weiterhin.
Sonja Grünbeck, per E-Mail
Teufel im Detail
Zu jW vom 18.2.: »ARD-›Wahlarena‹: BSW scheitert in Karlsruhe«
Einspruch, euer Ehren – ich kann immer wieder feststellen: Wenn Wahlen angesagt sind, fiebern viele mit den Parteien und Kandidaten mit, sind erregt und voller erwartungsfroher Spannung. Es ist hohe Zeit der Talks und Interviews. Schade um die Zeit! Dem entgegen steht, dass selbst viele Politiker und Journalisten öffentlich konstatieren, die Bevölkerung der BRD hat mehrheitlich eine andere Meinung zu den Dingen als die vollmundigen Aussagen vieler regierender Parteien bzw. Fraktionen. Das Parlament spiegelt nicht die Auffassungen und Wünsche des Volkes wider! Das Teuflische liegt im Detail: Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit, meint Wolf-Dieter Gudopp-von Behm auf der Leserbriefseite vom 24. Februar. Ja, sie legen in ihren Versammlungen und Beratungen die Kandidatenliste fest und vor allem die Listenplätze! Ihr Wahlakt ist eine bloße Alibiveranstaltung. Meint Gudopp-von Behm das, wenn er klagt: »Wie kommt es, dass dem Wahlvolk anderes vorgespielt wird?«
Frank Schubert, Beeskow
»Masse statt Klasse«
Zu jW vom 20.2.: »›Das gibt es nur alle paar Jahrzehnte mal‹«
Im Interview, geführt von Nico Popp, wird über massenhafte Eintritte in die Partei Die Linke geschwärmt. Dieses Phänomen gab es auch beim Zusammenschluss der PDS mit der WASG. Das Ergebnis war Masse statt Klasse und mündete in Streit über politische Ziele. Der Wahlkampf jetzt war sicher erfolgreich, aber wichtig ist doch, was die Partei erreichen will. Auch bezüglich der gemeinsamen Haltung zu Waffenlieferungen und Aufrüstung ist mir die öffentliche Haltung der führenden Akteure zu vage.
Kora Brandner, Elsteraue
Es wird über massenhafte Eintritte in die Partei Die Linke geschwärmt. Dieses Phänomen gab es auch beim Zusammenschluss der PDS mit der WASG. Das Ergebnis war Masse statt Klasse und mündete in Streit über politische Ziele.
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