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Rechtsextreme marschierten durch Neustrelitz

NPD zuversichtlich, in Schweriner Landtag einzuziehen

Unter dem Motto »Arbeit zuerst für Deutsche« sind am Sonnabend nachmittag rund 500 Anhänger der rechtsextremistischen NPD durch die Innenstadt von Neustrelitz marschiert. Zuvor war die Demonstration eines antifaschistischen Aktionsbündnisses in Neustrelitz mit etwa 200 Teilnehmern beendet worden. Die Demonstranten hatten am Vormittag vor einer Gaststätte auf dem Markt versucht, eine Pressekonferenz der NPD mit Trillerpfeifen und Lautsprechermusik zu übertönen.

Auf der NPD-Kundgebung trat der Rechtsextremist Manfred Roeder auf, der in Stralsund und auf Rügen als Direktkandidat der NPD für die Bundestagswahl antritt. Roeder war 1982 wegen Anstiftung zu Bombenanschlägen, bei denen zwei Asylbewerber getötet worden waren, zu einer 13jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Zu Wort meldeten sich außerdem der stellvertretende NPD- Bundesvorsitzende und Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Hans-Günter Eisendecker, sowie der Bundesvorsitzende der rechtsextremen Jungen Nationaldemokraten, Sascha Roßmüller. Die NPD-Vertreter äußerten sich zuversichtlich, nach der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 27. September in das Schweriner Parlament einzuziehen und kündigten weitere »öffentlichkeitswirksame Überraschungsaktionen« an.

Das Oberverwaltungsgericht Greifswald hatte am Freitag eine Beschwerde des Landrats gegen die Zulassung des NPD- Aufmarschs zurückgewiesen. Nach Angaben eines Polizeisprechers begleiteten insgesamt 250 Polizisten die beiden Demonstrationen. Sie konnten bei den NPD- Anhängern einen Morgenstern und eine Brechstange beschlagnahmen.

Der Rostocker Juso-Chef und SPD-Bundestagskandidat Christian Reinke rief auf der Gegendemonstration zur verstärkten Bildung von antifaschistischen Aktionsbündnissen im ganzen Land auf. Auch Mitglieder der PDS, von Bündnis 90/Die Grünen und der DKP beteiligten sich an der Anti- NPD-Demonstration. Das Linksbündnis hatte bereits vor der Ankunft der NPD-Anhänger den Marktplatz einer Auflage des Landratsamts gemäß ohne größeren Widerstand geräumt.

ADN/jW