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Aus: Ausgabe vom 03.02.2006, Seite 13 / Feuilleton

Goethe und Schiller gehen

Der Sockel ist leer. Wo noch vor kurzem Goethe und Schiller standen, liegt ein Schild: »Wir sind nach Jena gereist, aber bald wieder da!« Noch ist das nicht Realität, aber genau dieses Szenario plant die Künstlerin Daniela Brasil derzeit in Weimar. Sie will dem Goethe-und-Schiller-Denkmal, das seit fast 150 Jahren nahezu unverrückbar auf dem Theaterplatz steht, sozusagen einen einwöchigen Ausflug gönnen. Mit der Abwesenheit bezweckt sie eine öffentliche Debatte. »Die Weimarer werden sich dann fragen, was ihnen dieses Denkmal bedeutet. Im Moment ist es ja einfach nur da. So richtig wahrgenommen wird es nur von den Touristen, die machen alle ein Foto davor«, erklärt Daniela Brasil ihr Ziel. Wenn die Statuen für eine Weile nicht am gewohnten Platz seien, falle vielen sicher erst wieder auf, daß es sie überhaupt gibt. Goethe und Schiller haben bisher lediglich einmal ihren Standort verändert: 1907 wurden sie beim Neubau des Nationaltheaters für zwölf Meter nach hinten gerückt. Das Reiseziel Jena hat die Künstlerin mit sehr viel Bedacht gewählt. Am Jenaer Markt stand bis zum Zweiten Weltkrieg das Haus, in dem sich Goethe und Schiller zum ersten Mal trafen. Genau an dieser Stelle sollen die beiden schätzungsweise drei bis vier Tonnen schweren Bronzestatuen ihren Urlaub genießen. Die Künstlerin schätzt die entstehenden Kosten auf 20 000 bis 40 000 Euro. Ihr Hauptproblem sei aber die Haltung der Denkmalschutzbehörde: »Die haben Angst, daß Goethe und Schiller dabei kaputt gehen.     (ddp/jW)

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