Aus: Ausgabe vom 21.02.2006, Seite 13 / Feuilleton
Konzerthinweis
Von Frank Geber
Wieder eine Band, die die 80er, insbesondere New Wave oder No Wave eklektizistisch mit zeitgenössischen elektronischen Sperenzien aufmotzt? Ist das nicht unsäglich langweilig und fürchterlich einfallslos? Im Fall von The Chap zum Glück nicht. The Chap schaffen es immer wieder, pointiert auf Abstand zu gehen zu dem Treiben, bei dem sie mitmischen, zum Beispiel mit souverän knappen Texten über das Popgeschäft: »Garage Rock/Album launch/ Chart success/Interview/New York, Tokyo/Hotel room/Loneliness/Suicide.«
Sie wissen, wie man catchy Songs macht, wie man mit einer Menge Kniffe aus mindestens dem letzten Vierteljahrhundert Rock- und Pop-Geschichte Emotionen triggert, als wäre die menschliche Psyche eine Maschine, deren Bedienungsanleitung lediglich sorgsam studiert werden muß, um bestimmte – nicht zuletzt motorische – Effekte zu produzieren.
Das können auch andere Bands ganz gut, die aber dummerweise oft behaupten, echter Schmerz oder etwas ähnlich erschütternd Ausdrucksvolles wäre die Grundlage ihrer Musik, obwohl sie lediglich penetrante Klischees von Authentizität aus dem Second-Hand-Plattenladen oder dem Downloadportal nachäffen und dabei nicht selten hinter den Bewußtseinsstand, das theoretische Wissen, ihrer Vorbilder zurückfallen.
Die ironische Distanz von The Chap ist selbstverständlich auch abgekupfert, etwa von einer Band namens Roxy Music. The Chap aber sind smart, nicht richtig zu greifen, deshalb nicht ganz positionslos. Ironie und leichter Sarkasmus als elegant präsentierte Kritik, die keine Handlungsvorschläge parat hat, aber zumindest die engen Verhältnisse seziert, in denen The Chap erfrischend herumzuwirbeln wissen.
heute NBI/Berlin, 28. 2. Schilleroper/Hamburg, 1. 3. Subway/ Köln
Sie wissen, wie man catchy Songs macht, wie man mit einer Menge Kniffe aus mindestens dem letzten Vierteljahrhundert Rock- und Pop-Geschichte Emotionen triggert, als wäre die menschliche Psyche eine Maschine, deren Bedienungsanleitung lediglich sorgsam studiert werden muß, um bestimmte – nicht zuletzt motorische – Effekte zu produzieren.
Das können auch andere Bands ganz gut, die aber dummerweise oft behaupten, echter Schmerz oder etwas ähnlich erschütternd Ausdrucksvolles wäre die Grundlage ihrer Musik, obwohl sie lediglich penetrante Klischees von Authentizität aus dem Second-Hand-Plattenladen oder dem Downloadportal nachäffen und dabei nicht selten hinter den Bewußtseinsstand, das theoretische Wissen, ihrer Vorbilder zurückfallen.
Die ironische Distanz von The Chap ist selbstverständlich auch abgekupfert, etwa von einer Band namens Roxy Music. The Chap aber sind smart, nicht richtig zu greifen, deshalb nicht ganz positionslos. Ironie und leichter Sarkasmus als elegant präsentierte Kritik, die keine Handlungsvorschläge parat hat, aber zumindest die engen Verhältnisse seziert, in denen The Chap erfrischend herumzuwirbeln wissen.
heute NBI/Berlin, 28. 2. Schilleroper/Hamburg, 1. 3. Subway/ Köln
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