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Aus: Ausgabe vom 22.02.2006, Seite 12 / Feuilleton

Massakerspiel

Gerhard Stadelmeyer, ein recht verdienstvoller Theaterkritiker der FAZ, ist am vergangenen Donnerstag im Schauspiel Frankfurt/Main während der Premiere des Ionesco-Stücks »Das große Massakerspiel« von einem Schauspieler angepöbelt worden. Das ist keine Meldung? Aber hallo: Ihm wurde der Notizblock entrissen! (Und zurückgegeben.) Nachdem Stadelmeier auf der Titelseite seiner Zeitung bitterernst die Pressefreiheit bedroht sah, wurde der Arbeitsvertrag des Schauspielers Thomas Lawinky »einvernehmlich« aufgelöst. Lawinky hat sich entschuldigt, die Oberbürgermeisterin Petra Roth aber nannte sein improvisiertes Zusammenspiel mit dem Zuschauer »unentschuldbar«. Claus Peymann bot Lawinky daraufhin »Asyl« im Berliner Ensemble an. Und alle Dienstagausgaben waren voller Reaktionen: Jürgen Kuttner fühlte sich in der Berliner Zeitung »an Ostzeiten« erinnert. Die Märkische Allgemeine nannte Lawinky einen »Wiederholungstäter« (er habe einem unbedeutenden Kritiker 1997 »seine Freunde von der Russen-Mafia auf den Hals schicken« wollen). Und in der Süddeutschen erklärte der Theaterregisseur Nicolas Stemann: »Die beteiligen Akteure spielten in absurder Verdrehung den Karikaturenstreit nach – hier die als Spiel gerahmte Provokation, da der Fundamentalist, der keinen Spaß kennt.« (jW)

Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Felix Mantel, Frankfurt: Zwischenapplaus Das Stück "Massakerspiel" regt zu Diskussionen und Engagement an. In den ersten Minuten der zweiten Aufführung am Donnerstag Abend, der ich beiwohnen durfte, stand ein junger Mann in den Zuschauerreih...

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