Aus: Ausgabe vom 23.03.2006, Seite 15 / Ausland
Mit Gentechnik gegen Landminen?
Ein dänisches Unternehmen bringt eine unscheinbare Pflanze, deren überschaubares Erbgut seit langem entschlüsselt ist, gegen Landminen in Anschlag. Die Biotechnologie-Firma Aresa hat die Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana) gentechnisch so verändert, daß sich ihre Blätter in der Nähe von Sprengstoffen rot färben. Im Januar hatte Aresa angekündigt, »letzte große Tests« mit der Minensuch-Pflanze 2006 abschließen zu wollen. Ab morgen ist die Pflanze auf der Biennale in Berlin zu sehen.
15 000 bis 20 000 Menschen kommen nach Angaben der Internationalen Kampagne gegen Landminen (IKgL) jedes Jahr durch die vergrabenen Waffen ums Leben – das sind etwa zwei pro Stunde. In mehr als 80 Staaten leben Menschen in ständiger Gefahr, durch Minen verletzt zu werden. Viele Bauern können ihre minenverseuchten Felder nicht bewirtschaften. Forscher versuchen seit Jahren, ein sicheres Verfahren zu entwickeln, die Minen aufzuspüren. Mit Bienen, Motten, Wespen, Käfern, Ratten, Skorpionen und Kakerlaken wurde bereits experimentiert – ohne durchschlagende Ergebnisse. Das Verfahren der dänischen Firma dagegen wurde von der New York Times bereits als besonders innovativ goutiert.
Die »Red Detect« genannte, gentechnisch modifizierte Pflanze soll sich drei bis sechs Wochen nach ihrer Aussaat rot färben, wenn die Wurzeln mit Stickstoffdioxid oder Schwermetallen in Verbindung kommen. Stickstoffdioxid wird von Landminen abgegeben, die den Sprengstoff TNT enthalten.
Thomas Küchenmeister von der IKgL dämpfte die Euphorie mit dem Hinweis, daß Minen oft andere Sprengstoffe als TNT enthielten, die schwieriger zu erkennen seien. »Man muß sich auch fragen, ob die Pflanze in Staaten mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen gleich wirkt«. Außerdem sei unklar, ob die Wurzeln tief genug in den Boden reichten, um auch Panzerminen aufzuspüren. Dennoch bewertete er das Patent positiv: »Alles, was helfen kann, Minen zu entdecken, ist begrüßenswert.« Dagegen hält Greenpeace das Ganze für einen gefährlichen »Versuch, Werbung für Gentechnik zu machen«. (AFP/jW)
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