Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 23.03.2006, Seite 1 / Inland

Ärzte pfeifen auf Möllring

Verhandlungsführer von Klinikbetreibern will Überstunden »teilweise« bezahlen. Ver.di ändert Strategie.

Tausende Klinikärzte aus ganz Deutschland haben am Mittwoch auf einer Großkundgebung in Hannover für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund zogen rund 6 000 Mediziner von Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern mit Trillerpfeifen und Plakaten wie »Geld weg, Arzt weg« und »Gute Arbeit, gutes Geld« durch die Stadt. Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, forderte die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auf, ein akzeptables Angebot vorzulegen.

TdL-Verhandlungsführer Hartmut Möllring (CDU) hatte den Ärzten vorgeschlagen, einen Teil der geleisteten Überstunden zu bezahlen. Montgomery nannte diese Offerte »absurd« und erneuerte die Forderungen der Ärzteschaft nach »vernünftigen Arbeitszeiten« und angemessener Bezahlung der geleisteten Arbeit »bis zur letzten Stunde und Minute«. »Mit 80-Stunden-Wochen muß Schluß sein«, sagte Montgomery. Auch die »unsäglich« befristeten Arbeitsverträge müßten ein Ende haben. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, zogen die Demonstranten zum Amtssitz von TdL-Chef Hartmut Möllring (CDU), dem niedersächsischen Finanzminister.

Parallel gingen die Streiks an 14 Unikliniken unter anderem in München, Köln, Aachen, Göttingen und Ulm und sechs psychiatrischen Landeskrankenhäusern Baden-Württembergs weiter. Die Unterhändler beider Seiten wollen sich am heutigen Donnerstag zu einem inoffiziellen Gespräch in Berlin treffen. Für Freitag haben auch die niedergelassenen Ärzte zu einem nationalen Protesttag in Berlin aufgerufen.

Während die Ärzte weiter mobil machen, richtet die Gewerkschaft ver.di beim Arbeitskampf im öffentlichen Dienst der baden-württembergischen Kommunen ihre Strategie neu aus. Die Bürger sollten weitgehend geschont und die Kommunen noch stärker getroffen werden, sagte ein ver.di-Sprecher in Stuttgart. So sollen beispielsweise Politessen keine Strafzettel gegen Falschparker verteilen. Der Streik in Kindergärten solle hingegen heruntergefahren werden.

Am Mittwoch legten nach ver.di-Angaben Beschäftigte in elf Bundesländern die Arbeit nieder. Rund 3 000 streikende Mitarbeiter demonstrierten vor der bayerischen Staatskanzlei von Ministerpräsident Edmund Stoiber.

Möllring hatte am Dienstag abend im TV-Sender Phönix von der am heutigen Donnerstag stattfindenden Länderfinanzminister-Konferenz erneut Geschlossenheit gefordert. jW-Bericht