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Aus: Ausgabe vom 13.05.2006, Seite 13 / Feuilleton

Zartbittersüß

Adam Stephens (git./voc.) und Tyson Vogel (dr.), beide von der Westküste, benannten sich nach einer Geschichte aus den Dubliners von James Joyce: Two Gallants (Zwei Galane). Mit der Einordnung ihres zweiten Albums »What the Toll Tells« (Was die Totenglocke erzählt) zwischen Blues, Country, Folk und Punk ist nichts gesagt. Diese Generation schert sich einen Dreck um solche Stile aus den Schubladen. Die Stimme von Adam Stephens klingt nach mindestens 60 bitteren Jahren Lebenserfahrung und ist doch nur etwas über 20. Gesungen wird von Mord, Flucht, Tod, Verfluchung und zu erwartender Hinrichtung, archaische Themen, von klassischen Western wie griechischer Mythologie, Bibel etc. inspiriert. Der gefallene Mensch, unrettbar verstrickt, hat nichts als den Tod zu erwarten. Unversöhnlich, trotzig der Song aus dem Knast, aus dem es nur noch ein Entkommen gibt, mit den Füßen zuerst. Während das erste Stück des Albums, »Las Cruces Jail«, mit enormen Tempowechseln grob an Schweinerock erinnert, zieht der zweite Titel »Steady Rollin’« sofort in den Bann. Gesang, Gitarre und eine etwas schleppender Rhythmus, den das Schlagzeug vorgibt. Textlich brauchen Two Gallants den Vergleich mit Dylan und Townes van Zandt nicht scheuen, während sie musikalisch etwas stärker am Rock orientiert sind.Matthias Reichelt

Two Gallans, What the Toll Tells, Saddle Creek SCE 91 (Inidgo), auf »Haldern-Festival«-Tour, Samstag Spiegelzelt Postbahnhof Berlin, Sonntag StarClub Dresden, Montag Spiegelzelt Deichtorhallen HH