Aus: Ausgabe vom 01.06.2006, Seite 9 / Inland
Protest gegen strahlende Geschäfte
Bei ihrer heutigen Hauptversammlung in Frankfurt am Main bekommen Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionäret der Deutschen Bank ungewöhnlichen Besuch: die bulgarische Biobäuerin und Umweltpreisträgerin Albena Simeonova. Frau Simeonova erhielt 1996 den renommierten Goldman-Umweltpreis für die von ihr initiierten Kampagne gegen das Atomkraftwerk »Belene« im Norden Bulgariens. Sowohl die Deutsche Bank als auch die HypoVereinsbank haben Interesse an der Finanzierung des Projekts bekundet.
Simeonova ist angereist, um die Aktionäre der Deutschen Bank auf die Risiken des Projekts hinzuweisen. »Es handelt sich bei Belene nicht nur um einen gefährlichen Reaktortyp, sondern auch um einen gefährlichen Standort – Belene liegt in einer Erdbebenregion. Nur wenige Kilometer vom AKW-Standort entfernt starben 1977 200 Menschen bei einem Erdbeben. Ich kann nicht verstehen, wie die Deutsche Bank die Finanzierung eines solchen Projekts mit ihren Nachhaltigkeitsgrundsätzen vereinbaren will«, sagt Simeonova, die auf Einladung der »Kritischen Aktionäre« und verschiedener Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald nach Deutschland gekommen ist. »Der Fall zeigt, wie skrupellos die Interessenten sind, die hinter Belene stehen. Die Deutsche Bank behauptet zwar, daß sie sich nicht an Finanzierungen beteiligt, von denen signifikante Gefahren für die Umwelt und die Gesellschaft ausgehen. Bei Belene scheint sie aber beide Augen zudrücken zu wollen«, stellt »urgewald«-Sprecherin Regine Richter fest.
Das Atomkraftwerk Belene wurde in den 80er Jahren an der Donau geplant. Der Bau wurde 1985 begonnen, aber wegen Umweltprotesten, mangelnder Wirtschaftlichkeit und Sicherheitsbedenken gestoppt. Seit 2003 verfolgt die bulgarische Regierung das Projekt erneut. Inzwischen klagen bulgarische Nichtregierungsorganisationen gegen die Genehmigung für Belene. Um den Bau des AKW bewerben sich zwei Konsortien: Der russische Kraftwerksbauer Atomstroyeksport bietet gemeinsam mit dem französisch-deutschen Atomkonzern AREVA NP, an dem Siemens mit 34 prozent beteiligt ist. Ebenso hat die tschechische Skoda Allianz ein Angebot eingereicht. Der russische Konzern Gazprom hält bedeutende Anteile an beiden Konsortien. Noch im Januar 2006 hatte Gasprom Bulgarien mit einer Aufkündigung der Gasverträge gedroht, wenn das Land eine Reihe von Forderungen nicht erfüllt. Auf Gasproms Wunschliste stand unter anderem auch der Bau von Belene.
Der Auftritt der bulgarischen Aktivistin bei der Hauptversammlung soll von Aktionen von Umweltgruppen begleitet werden. Urgewald, Greenpeace und Robin Wood wollen die Aktionäre vor dem Tagungsort in Schutzanzügen begrüßen und »Anti-Atom-Tabletten« verteilen.
(jW)
Simeonova ist angereist, um die Aktionäre der Deutschen Bank auf die Risiken des Projekts hinzuweisen. »Es handelt sich bei Belene nicht nur um einen gefährlichen Reaktortyp, sondern auch um einen gefährlichen Standort – Belene liegt in einer Erdbebenregion. Nur wenige Kilometer vom AKW-Standort entfernt starben 1977 200 Menschen bei einem Erdbeben. Ich kann nicht verstehen, wie die Deutsche Bank die Finanzierung eines solchen Projekts mit ihren Nachhaltigkeitsgrundsätzen vereinbaren will«, sagt Simeonova, die auf Einladung der »Kritischen Aktionäre« und verschiedener Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald nach Deutschland gekommen ist. »Der Fall zeigt, wie skrupellos die Interessenten sind, die hinter Belene stehen. Die Deutsche Bank behauptet zwar, daß sie sich nicht an Finanzierungen beteiligt, von denen signifikante Gefahren für die Umwelt und die Gesellschaft ausgehen. Bei Belene scheint sie aber beide Augen zudrücken zu wollen«, stellt »urgewald«-Sprecherin Regine Richter fest.
Das Atomkraftwerk Belene wurde in den 80er Jahren an der Donau geplant. Der Bau wurde 1985 begonnen, aber wegen Umweltprotesten, mangelnder Wirtschaftlichkeit und Sicherheitsbedenken gestoppt. Seit 2003 verfolgt die bulgarische Regierung das Projekt erneut. Inzwischen klagen bulgarische Nichtregierungsorganisationen gegen die Genehmigung für Belene. Um den Bau des AKW bewerben sich zwei Konsortien: Der russische Kraftwerksbauer Atomstroyeksport bietet gemeinsam mit dem französisch-deutschen Atomkonzern AREVA NP, an dem Siemens mit 34 prozent beteiligt ist. Ebenso hat die tschechische Skoda Allianz ein Angebot eingereicht. Der russische Konzern Gazprom hält bedeutende Anteile an beiden Konsortien. Noch im Januar 2006 hatte Gasprom Bulgarien mit einer Aufkündigung der Gasverträge gedroht, wenn das Land eine Reihe von Forderungen nicht erfüllt. Auf Gasproms Wunschliste stand unter anderem auch der Bau von Belene.
Der Auftritt der bulgarischen Aktivistin bei der Hauptversammlung soll von Aktionen von Umweltgruppen begleitet werden. Urgewald, Greenpeace und Robin Wood wollen die Aktionäre vor dem Tagungsort in Schutzanzügen begrüßen und »Anti-Atom-Tabletten« verteilen.
(jW)
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