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Aus: Ausgabe vom 04.07.2006, Seite 4 / Inland

Neue Gesprächsrunde im Ärztestreik

Zweite Streikwoche bei Medizinern an kommunalen Krankenhäusern begonnen. Freitag neuer Verhandlungstermin

In den Tarifstreit um Gehälter und Arbeitszeiten der rund 70000 Ärzte an 700 kommunalen Krankenhäusern kommt Bewegung. Die Verhandlungen zwischen Ärztegewerkschaft Marburger Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) werden am Freitag in Düsseldorf wieder aufgenommen, wie beide Organisationen am Montag mitteilten. Die vor einer Woche begonnenen Ärztestreiks sollen aber vorerst unvermindert fortgesetzt werden, erklärte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery.
Die Tarifgespräche würden »ohne Vorbedingungen« geführt, erklärte VKA-Sprecherin Svea Thümler. Es gebe noch kein neues Angebot. Der Marburger Bund sieht nur dann Chancen für eine Einigung, wenn die Arbeitgeber ein »konstruktives Angebot« auf den Tisch legen, wie Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag der AP sagte. »Die Streiks werden erst dann beendet, wenn es einen Tarifabschluß gibt«, fügte er hinzu.
Schwerpunkte der Arbeitsniederlegungen sollen neben Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, wo bereits am Montag wieder gestreikt wurde, Niedersachsen und Bremen sein, wie Montgomery sagte. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kündigte für diese Woche zusätzlich Warnstreiks des Pflegepersonals an. Damit soll die Forderung nach einer Fahrtkostenpauschale von monatlich 150 Euro unterstrichen und gleichzeitig auf mögliche Einkommensverbesserungen für die Ärzte reagiert werden.

Die Ärzte kommunaler Kliniken hatten vor einer Woche mit Streiks in zahlreichen Bundesländern begonnen. Am Donnerstag hatte es einen ersten Einzelabschluß mit der Stadt Stuttgart auf der Basis der Einigung für die Uniklinik-Ärzte gegeben. Deren Verhandlungsergebnis ist jetzt endgültig per Urabstimmung gebilligt worden. 86 Prozent der Ärzte hätten sich für den Abschluß des ausgehandelten Tarifvertrages ausgesprochen, teilte der Marburger Bund am Montag in Berlin mit. Ausschlaggebend für das Votum sei, daß erstmals ein eigenständiger Tarifvertrag für Ärzte an Unikliniken erkämpft worden sei, kommentierte Gewerkschaftschef Montgomery.
Positiv wertete Montgomery deutliche Gehaltszuwächse ab Juli 2006, eine bessere Bezahlung von Ruf- und Bereitschaftsdiensten sowie eine Reihe von Regelungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Nicht durchsetzen konnte sich die Gewerkschaft mit ihrer Forderung nach Einbeziehung der Ärzte in den psychiatrischen Landeskliniken und nach einer Ost-West-Angleichung der Gehälter. »Hier mußten wir eine schwere Kröte schlucken«, räumte Montgomery ein. Die Ärzte hatten mehrere Monate lang gestreikt.
(AFP/ddp/jW)

Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Wilhelm Koppelmann: Standesorganisation Dem Marburger Bund geht es letzendlich darum, sich innerhalb eines Betriebes - dem Krankenhaus - zu Lasten der übrigen Beschäftigten einen größeren Teil des kleiner werdenden Kuchens zu sichern. Ohne ...

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