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Aus: Ausgabe vom 22.07.2006, Seite 2 / Inland

Ärztestreik vor Schlichtung?

Tarifparteien schlagen versöhnlichere Töne an
Im Tarifstreit der Ärzte an kommunalen Kliniken rückt ein mögliches Schlichtungsverfahren in den Blickpunkt. »An uns soll es nicht liegen«, sagte der Präsident der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, der Passauer Neuen Presse vom Freitag. Die Gremien der VKA wollten in der nächsten Woche die Chancen für ein Schlichtungsverfahren ausloten. Auch der Marburger Bund zeigte sich offen für eine solche Möglichkeit. »Wir würden uns keinen Maßnahmen verschließen, die zur Lösung des Tarifkonflikts führen würden«, sagte der Sprecher der Ärztegewerkschaft, Athanasios Drougias, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe aber »noch keine Pläne und keine Namen«.
Auch der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Andreas Crusius, hält nach den gescheiterten Tarifverhandlungen die Einsetzung eines Schlichters für »sinnvoll«. Am Ende der Schlichtung müsse aber sichergestellt sein, daß die Ärzte mit einem neuen Tarifvertrag nicht weniger verdienten als beim alten, sagte er im SWR. Der Bundesärztekammer-Vize sprach sich für die Beibehaltung eines Flächentarifvertrages aus.
Der Interessenverband kommunaler Krankenhäuser forderte hingegen, statt eines einheitlichen Tarifvertrages Einzelabschlüsse anzustreben. Insellösungen seien der bessere Weg, weil die Tarifstrukturen den Verhältnissen vor Ort angepaßt werden könnten, sagte Verbandschef Hansjörg Hermes der Neuen Osnabrücker Zeitung (Freitagausgabe). Hermes warnte die Ärzte vor einem »Pyrrhussieg«. Über eine höhere Grundvergütung der Mediziner könne geredet werden. Alles andere aber müsse sich an der Wirtschaftlichkeit einzelner Kliniken orientieren, sonst werde es unweigerlich zu Teilschließungen und einem Stellenabbau kommen.
Der Marburger Bund hatte die Tarifverhandlungen mit der VKA am Dienstag abgebrochen und eine Ausweitung der Streiks beschlossen. In der kommenden Woche soll es unter anderem zentrale Kundgebungen in Dortmund, in Braunschweig und in Ingolstadt geben. Am Freitag legten wieder mehrere tausend Ärzte in neun Bundesländern und 84 Städten ihre Arbeit an kommunalen Krankenhäusern nieder.


(AFP/jW)

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