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Aus: Ausgabe vom 28.06.1997 / Ausland

Erich Priebke soll lebenslang hinter Gitter

Italien: Anträge der Staatsanwaltschaft gegen frühere SS-Offiziere

Die italienische Militärstaatsanwaltschaft hat am Freitag in Rom lebenslange Haft für den früheren SS-Offizier Erich Priebke beantragt. In seinem Schlußplädoyer erklärte Antonio Intelisano, Priebke habe bei dem Massaker 1944 in den Ardeatinischen Höhlen eine Schlüsselrolle gespielt. Er habe bei der Auswahl der Opfer geholfen, sei an den Morden beteiligt gewesen und habe die Namen der Erschossenen auf einer Liste abgehakt. Der heute 83jährige steht wegen seiner Beteiligung an dem Massaker an 335 italienischen Zivilisten vor Gericht. Für den ehemaligen Sturmbannführer Karl Hass beantragte Intelisano 24 Jahre Haft.

Intelisano forderte das Gericht auf, bei beiden Angeklagten von besonders schweren Fällen auszugehen. Nur dann kommt die in Italien geltende Verjährungsfrist nicht zum Tragen. Auch der römische Bürgermeister Francesco Rutelli wohnte der Verhandlung am Freitag bei. »Die Wunde des Ardeatinischen Falls schmerzt noch immer«, sagte er.

Priebke und Hass machten in dem Prozeß Befehlsnotstand geltend. Priebke berief sich darauf, keine andere Wahl gehabt zu haben, als die angeordnete Erschießung auszuführen. Andernfalls habe ihm selbst die Hinrichtung gedroht. Darauf beruft sich auch der mit Priebke angeklagte ehemalige Sturmbannführer Hass. Er habe »wie unter Schock gehandelt«, nachdem der Befehl zu den Erschießungen erlassen worden sei, erklärte der 84jährige in dem Prozeß. Die Zivilpersonen waren erschossen worden als Vergeltung für einen Bombenanschlag der italienischen Widerstandsbewegung, bei dem deutsche Soldaten ums Leben gekommen waren. Im August vergangenen Jahres war Priebke des Mordes an den Geiseln für schuldig befunden worden, blieb wegen Verjährung aber straffrei. Dieses Urteil, das einen Sturm der Entrüstung auslöste, wurde später wegen Befangenheit des Gerichts für ungültig erklärt.

AP/jW

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