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Aus: Ausgabe vom 02.08.2006, Seite 16 / Sport

Nach dem Reden

4x100-Meter-Freistil-Weltrekord bei der EM in Budapest
Nach dem Reden
Gruppenbild ohne Dame (Liebs)
Präsidentin Christa Thiel fand es »sensationell«, Generalsekretär Jürgen Fornoff sprach von einer »Fabelzeit« und der neue Sportdirektor Örjan Madsen war »schlichtweg begeistert«: Mit ihrem Weltrekord zum EM-Auftakt hat die 4x100m-Freistilstaffel der Frauen den gesamten Deutschen Schwimm-Verband (DSV) verzückt und zwei Jahre vor Olympia in Peking gezeigt, daß man auch ohne Franziska von Almsick überzeugen kann.

Bis Montag abend um 18.12 Uhr galten Australiens Schwimmerinnen als das Maß aller Dinge, doch das deutsche Quartett holte sie mit einem Schlag vom Sockel. In 3:35,22 Minuten lag das DSV-Team 72 Hundertstel unter der zwei Jahre alten Bestmarke der Australierinnen aus deren Olympiasieg in Athen und schwamm dabei zwischenzeitlich sogar beinahe zwei Sekunden unter Weltrekordkurs – eine Galavorstellung. Ob es eine Kampfansage an die Konkurrenz gewesen sei, wurde der neue Sportdirektor Madsen, den manche für eine Art Jürgen Klinsmann des deutschen Schwimmens halten, gefragt. »Die Kampfansage habe ich bei meinem Antritt im März gemacht. Das war die Bestätigung«, sagte der knurrige 60jährige Norweger. Die »Fantastischen Vier« – Petra Dallmann (Heidelberg), Daniela Götz (Erlangen), Britta Steffen (Berlin) und Annika Liebs (Würzburg) – dankten ihrem neuen Chef. »Er hat unglaublich hart mit uns trainiert, viel mit uns gesprochen und uns ein neues Wir-Gefühl vermittelt«, sagte Dallmann. Besonders Britta Steffen sorgte für Erstaunen. Als Dritte im Bunde legte sie 52,66 Sekunden hin, die beste Zeit, die jemals eine Frau über 100 m Freistil geschwommen ist – quasi ein Weltrekord im Weltrekord. Für viele gilt die 22 Jahre alte Studentin der Wirtschafts-Ingenieurwissenschaften als Nachfolgerin von Franziska van Almsick, mit der sie schon in jungen Jahren trainierte und deren deutschen Staffelrekord von der EM 2002 in Berlin sie ganz nebenbei pulverisierte. Olympia 2004 in Athen war der Knackpunkt. Ausgebrannt legte die sechsmalige Junioren-Europameisterin ein Jahr Pause ein und kehrte wie Phönix aus der Asche zurück. Schon bei den deutschen Meisterschaften schwamm sie mit nationalem Rekord wieder ins Rampenlicht, jetzt krönte sie in Budapest ihr Comeback.


(sid/jW)

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