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Aus: Ausgabe vom 31.08.2006, Seite 13 / Feuilleton

Etwas Gutes

Nagib Machfus, erster arabischer Literaturnobelpreisträger und Mittler zwischen dem alten und modernen Ägypten, ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Sein Werk umfaßt 50 Romane, fünf Bühnenstücke und zahllose Kurzgeschichten und Essays. Sein letzter Roman erschien im vergangenen Jahr. Machfus wurde am 11. Dezember 1911 als Sohn eines Beamten in Kairo geboren. Alle seine Bücher spielten in der Kairoer Altstadt. Mit leichter Hand wechselte er zwischen den Stilen, geprägt wird sein Werk aber von einem sozialen Realismus. Die Verleihung des Literaturnobelpreises 1988 machte den in der arabischen Welt längst etablierten Machfus weltweit bekannt. 1994 wurde der damals 82jährige von einem religiösen Fanatiker niedergestochen. Ein Jahr zuvor hatte der ägyptische radikale Religionsgelehrte Scheich Omar Abdel-Rahman – der später wegen terroristischer Verschwörungen verurteilt wurde – Machfus’ 1959 erschienenes Buch «Die Kinder von Gebelawi» als gotteslästerlich gebrandmarkt. Als Ende 2005 ein Monatsmagazin den Roman erneut abdrucken wollte, erklärte Machfus, er mache seine Genehmigung von der Zustimmung der Al-Aschar, der einflußreichen sunnitischen Institution in Kairo, abhängig. Einige seiner Schriftstellerkollegen warfen ihm daraufhin vor, er beuge sich religiöser Zensur.

Bei dem Attentat erlitt Machfus schwere Schädigungen der Nerven in seinem rechten Arm und konnte danach nur unter großen Schwierigkeiten schreiben. Aber auch in seinen letzten Lebensjahren ging er täglich aus und traf sich mit Freunden in Cafés am Nil, um zu plaudern und Ideen für Geschichten auszutauschen. Sein letztes größeres Werk war eine Sammlung von Kurzgeschichten über das Leben nach dem Tod. »Ich habe ›Der siebte Himmel‹ geschrieben, weil ich glaube, daß nach meinem Tod etwas Gutes mit mir geschieht«, sagte er nach seinem 94. Geburtstag Ende vergangenen Jahres.


(AP/jW)

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