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Aus: Ausgabe vom 13.10.2006, Seite 1 / Inland

Airbus-Chef verteilt Beruhigungspillen

Standort Hamburg soll erhalten bleiben. Verwirrspiel um Einstieg des Bundes bei EADS
Vom Bemühen, die Wogen ein wenig zu glätten, war der gestrige Besuch des neuen Airbus-Chefs Louis Gallois in Hamburg geprägt. Nachdem es aufgrund der Lieferverzögerungen beim neuen Airbus 380 Spekulationen über eine drastische Reduzierung der Arbeitsplätze im Hamburger Werk oder gar dessen Schließung gegeben hatte, erklärte Gallois am Donnerstag: »Wir sind uns völlig bewußt, daß Hamburg eine der Hauptsäulen der Produktion ist.« Er betonte allerdings, daß er an den Restrukturierungsplänen seines Vorgängers Christian Streiff festhalten wolle. Dazu gehöre auch ein firmeninterner Wettbewerb zwischen den beiden wichtigsten Standorten Hamburg und Toulouse. Dabei dürfe es aber »keinen Krieg« geben, sagte Gallois auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Dieser bezeichnete das Gespräch mit Gallois als »offen, ehrlich und ungeschönt«. Er habe auch auf vertragliche Verpflichtungen des Konzerns im Zusammenhang mit umfangreichen Infrastrukturinvestitionen Hamburgs für das neue Airbus-Werk hingewiesen. Beide betonten, daß es noch keine konkreten Pläne für Teilverlagerungen und den Abbau von Arbeitsplätzen gäbe.

Van Beust sorgte für einige Verwirrung, als er verkündete, daß eine direkte finanzielle Beteiligung der Bundesreblik am Airbus-Mutterkonzern EADS bereits beschlossene Sache sei. Da DaimlerChrysler einen Teil seiner Aktien abgeben wolle, sei dies die »Ultima Ratio«. In einer Arbeitsgruppe solle jetzt geklärt werden, inwieweit sich auch die Hansestadt direkt engagieren könne, erklärte der Bürgermeister.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dementierte jedoch. »Wir haben bisher keine Entscheidungen gefällt, ich schließe nichts vollkommen aus«, sagte Merkel am Donnerstag nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac in Paris. Der betonte bei dieser Gelegenheit, daß die Lasten des Sanierungsplans bei dem angeschlagenen Flugzeugbauer zwischen den Standorten Hamburg und Toulouse und den anderen Werken »gleichmäßig verteilt« werden müßten.

(AFP/ddp/jW)