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Aus: Ausgabe vom 23.11.2006, Seite 12 / Feuilleton

Ausverkauf

Der Verwaltungsrat der Libération, zu deren Gründungsmitgliedern 1973 Jean-Paul Sartre zählte, hat mit knapper Mehrheit einem Relaunch-Plan von Hauptinvestor Edouard de Rothschild zugestimmt. Dieser »Plan der letzten Chance« sieht einen drastischen Arbeitsplatzabbau vor. Etwa 100 von 280 Stellen sollen gestrichen werden. Auch die Unabhängigkeit der Redaktion ist in Gefahr. Rothschild will das Statut der Zeitung ändern: Die Belegschaft soll ihr Vetorecht für wichtige Entscheidungen wie die Ernennung eines neuen Chefredakteurs abgeben.

Im ersten Halbjahr 2006 machte Libération einen Verlust von sechs Millionen Euro, die Auflage sank seit 2001 um 35000 auf 140000 Exemplare im vergangenen Jahr. Baron Rothschild investierte 2005 bitter nötige 20 Millionen Euro, hält seitdem 38,8 Prozent der Aktien. Nach der Annahme seines Relaunch-Planes erklärte er sich bereit, zunächst 40 Prozent der 15 Millionen Euro nachzulegen, die für die Abwendung des Konkurses gebraucht werden.

Auf seiner Sitzung ernannte der Verwaltungsrat auch einen neuen Geschäftsführer. Laurent Joffrin leitete zuletzt das Nachrichtenmagazin Nouvel Observateur. In Kürze werde er einen Fahrplan für die Neuorganisation der Redaktion vorlegen, erklärte Joffrin, der weniger als 100 Mitarbeiter entlassen will, die Verständigung mit der Belegschaft sucht. Gewerkschaftsvertreter François Wenz-Dumas erklärte, der Sozialplan bleibe auszuhandeln. Über die Änderung des Statutes muß die Belegschaft Mitte Dezember abstimmen. Die Mitarbeitergesellschaft (SCPL) hält 18,4 Prozent der Libération-Aktien.


Auf dem französischen Zeitungsmarkt sorgen kostenlose Blätter wie Metro in Paris und 20 Minutes seit Jahren für sinkende Auflagen und Anzeigenerlöse großer Zeitungen. Auch bei der Le Monde und dem bürgerlichen Le Figaro wurde der Einstieg von Investoren notwendig. Letzterer wird seit zwei Jahren vom Rüstungsindustriellen Serge Dassault kontrolliert. Bei der linksliberalen Le Monde ist Arnaud Lagardère eingestiegen, einer der Kopräsidenten des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS.

(AP/jW)

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