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Aus: Ausgabe vom 03.01.2007, Seite 5 / Inland

Heroin auf Rezept

Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert gesetzliche Regelung

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), hat die Unionsparteien aufgefordert, ihren Widerstand gegen eine kontrollierte Abgabe von Heroin (Diamorphin) an Süchtige aufzugeben. Die sogenannte Diamorphinbehandlung sichere das Überleben von Schwerstabhängigen, betonte sie am Dienstag in einem AP-Interview. »Wir können die Menschen nicht einfach allein lassen.«

Ein bundesweites Diamorphin-Modellprojekt läuft noch bis zum 30. Juni. »Bis dahin muß eine Entscheidung gefallen sein«, sagte Bätzing. Sollte bis zu diesem Datum kein Gesetz in Arbeit sein, müßten die Abhängigen umgestellt werden. Nach den Worten der Politikerin sind die Erfahrungen mit Diamorphin zum Teil sehr positiv. Man könne damit Schwerstabhängige behandeln, die mit der Ersatzdroge Methadon nicht erreicht worden seien. Das synthetisch hergestellte Heroin senke die Zahl der Drogentoten.

Zur Untersuchung der Wirksamkeit einer kontrollierten Heroinabgabe war 2002 ein Modellversuch in Köln, Bonn, Frankfurt am Main, München, Karlsruhe, Hamburg und Hannover gestartet worden. Dabei zeigte die Heroinbehandlung eine bessere Wirkung als Methadon. Allerdings ist die Heroinabgabe teurer, unter anderem, weil es dreimal täglich kontrolliert in einer Ambulanz gespritzt wird, während Methadon mit nach Hause gegeben werden kann. Experten verweisen jedoch auch auf erhebliche Einsparungen: Die Beschaffungskriminalität gehe zurück, die Krankheitskosten würden sinken, viele Studienteilnehmer führten wieder ein geregeltes Leben oder wechselten in Abstinenzprogramme.


Die Drogenbeauftragte sagte in dem Interview, daß bei illegalen Drogen Cannabis das Hauptproblem bleibe. Wenn etwa Zwölf- oder 13jährige mehrere Joints am Tag rauchten, entstünden starke Abhängigkeiten. In diesem Zusammenhang betonte Bätzing die Bedeutung von Zigaretten: Tabak sei für die meisten Cannabiskonsumenten die Einstiegsdroge. Es sei ein Erfolg, daß die Raucherquote bei Jugendlichen von 28 auf 20 Prozent gesunken sei.

(AP/jW)