75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 27.02.2007, Seite 13 / Feuilleton

Berggruen tot

Der Kunstsammler Heinz Berggruen starb am Freitag abend im Alter von 93 Jahren in Paris, wie die Bild-Zeitung in ihrer Montagausgabe berichtet. Der 1914 in Berlin geborene Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie galt als bedeutendster Picasso-Sammler weltweit. Der Mäzen war mit Picasso eng befreundet, schrieb sehr hellsichtige Artikel für die FAZ und gab aufschlußreiche Interviews. Seit 2004 war er Ehrenbürger der Stadt Berlin. Der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sagte, Berggruen habe Großes für die Stadt geleistet, sein Tod sei ein »sehr schmerzlicher Verlust«. Dank seiner großzügigen Stiftung werde er in Berlin immer präsent bleiben.

Berggruen war 1936 aus Deutschland in die USA emigriert, wo er Kunstkritiken verfaßte und am San Francisco Museum of Art arbeitete. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er wie zum Beispiel auch Erich Kästner für die vom US-Außenministerium im Rahmen der Entnazifierung herausgegebene Zeitschrift Heute. 1946 zog Berggruen nach Paris, war für die UNESCO als Kunstexperte tätig und gründete eine eigene Galerie. Das erste Bild erwarb Berggruen auf seiner Hochzeitsreise für 100 Dollar: »Perspektiv Spuk« von Paul Klee. Später war seine Sammlung 750 Millionen Euro wert. Nachdem er sie fünf Jahre in der National Gallery in London gezeigt hatte, wählte er 1996 Berlin als Präsentationsort und kehrte damit in seine Heimatstadt zurück. Im Dezember 2000 übereignete Berggruen die insgesamt 165 Arbeiten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Das 1996 eröffnete Museum Berggruen in Berlin zeigt herausragende Werke der Klassischen Moderne. Unter dem Titel »Picasso und seine Zeit« werden auf drei Etagen Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier präsentiert. Dabei reichen die Facetten von einem Blatt aus der Studienzeit 1897 bis hin zu Arbeiten von 1972, die kurz vor Picassos Tod entstanden. Die Kollektion gilt weltweit als bedeutendste Picasso-Privatsammlung. Zweiter Schwerpunkt der Schau ist Paul Klee, aber auch Werke von Henri Matisse, Paul Cezanne, Vincent van Gogh und Georges Braque sowie Skulpturen von Alberto Giacometti zählen zum Bestand.


(ddp/jW)

Mehr aus: Feuilleton