Aus: Ausgabe vom 27.10.2007, Seite 16 / Aktion
Kollektiver Organisator
Warum aber dieser zusätzliche Aufwand? Lenkt er nicht zu sehr von der zentralen Aufgabe ab, eine Zeitung zu machen? Nein! Die junge Welt war nie nur ein reines Zeitungsprojekt. Einerseits ist es erklärter Wille von Verlag, Redaktion und Genossenschaft, keine Partei oder Parteiersatz zu sein, andererseits begnügen wir uns auch nicht damit, an bestehenden Verhältnissen bloß herumzumäkeln. Dort, wo wir können, greifen wir in Prozesse ein, beziehen Positionen und verhalten uns. Wenn es sein muß, vertreten wir (zusammen mit anderen) auch schon mal die BRD auf internationalen Buchmessen, um einen Boykott der Bundesregierung zu unterlaufen. Oder wir beteiligen uns aktiv an der Vertreibung der Bundeswehr von Buchmessen in Frankfurt oder Leipzig. Wir verstehen uns als aktiver Part in der Solidaritätsbewegung, sei es in der für das revolutionäre Kuba oder in der mit den politischen Gefangenen, egal ob sie in US-amerikanischen Todeszellen, in baskischen Gefängnissen oder in Bruchsal einsitzen: Wir beziehen erkennbar Position. Das verschleiern wir auch nicht in unserer Berichterstattung, egal ob die vom aktuellen Streik, dem letzten G-8-Gipfel oder dem nächsten Polizeieinsatz gegen eine antifaschistische Kundgebung handelt.
Der Höhepunkt dieser Kombination von Zeitung und kollektivem Organisator, Propagandisten und Veranstalter ist die jährlich im Januar in Berlin stattfindende Rosa-Luxemburg-Konferenz. Noch bevor die Plakate gedruckt sind, liegen hier schon die ersten Anmeldungen zu diesem mittlerweile größten jährlichen Treffen der bundesdeutschen Linken vor. Teilnehmen werden am Samstag, 12. Januar 2008 Referentinnen und Referenten aus Kuba, Indien, Griechenland, Nicaragua und Frankreich. Musiker aus Großbritannien, Italien und dem Baskenland werden das Kulturprogramm bestreiten. Solche Veranstaltungen machen die junge Welt und ihren einmaligen Inhalt auch sinnlich erlebbar, sind Bestandteil des Gesamtkunstwerkes junge Welt. Und sie sollen auch von der Notwendigkeit der jungen Welt überzeugen. Und damit auch von der Notwendigkeit, diese Zeitung zu abonnieren bzw. ihrer Genossenschaft beizutreten. Denn Abonnements und Genossenschaftsanteile sind die ökonomischen Grundlagen dieses Projektes.
Verlag, Redaktion, Genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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vom 27.10.2007