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Aus: marxismus, Beilage der jW vom 12.03.2003

Marx – ein neues Kapitel

Als Karl Marx am 14. März 1883 in London starb, war sein Werk längst nicht in dem Maß erschlossen wie heute. Die Arbeiten an der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) dauern an und fördern Band für Band Neues zu seiner Person und zu seiner Arbeit zutage. Das Marxsche Schaffen ist schon in dieser Hinsicht ein Werk in Veränderung. Erst recht gilt dies, überschaut man kurz die Debatten von Marxisten über Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in der heutigen Welt.

Diese Beilage wird von beiden Aspekten bestimmt. Thomas Kuczynski skizziert die Widersprüchlichkeit, also Produktivität des Wissenschaftlers, Politikers und Menschen Marx. Aus der biografischen Skizze über Marx, die Friedrich Engels für den Volks-Kalender 1878 schrieb, drucken wir die Passagen, in denen Marx’ wissenschaftliche Leistungen knapp zusammengefaßt werden. Ein konkretes Bild von den Umständen, unter denen Marx und Engels arbeiteten, ist ihrem Briefwechsel untereinander, erst recht dem mit dritten Personen zu entnehmen. Zwei Briefe aus dem kürzlich erschienenen Briefband der MEGA mit Texten aus den Jahren 1864 und 1865 illustrieren das.

Das Jahrzehnt nach 1990 war eines der geistigen und politischen Restauration. Seit einigen Jahren sind Veränderungen spürbar. Neue soziale Bewegungen tauchen auf, z.T. mit weltweitem Zuschnitt, der Kapitalismus insgesamt sieht sich – je tiefer die Krisenerscheinungen in den Hauptländern des Kapitals werden, je deutlicher der Zusammenhang von Krise und Krieg wird - wenige Jahre nach seinem scheinbaren Triumph mit grundsätzlichen Fragen nach seiner Existenzweise und seiner Zukunft konfrontiert. Marxisten können zu den damit verbundenen Debatten produktive Beiträge leisten. Leo Mayer, Fred Schmid und Conrad Schuhler haben auf dem Europäischen Sozialforum in Florenz im November vergangenen Jahres ein Thesenpapier zu Globalisierung und Krise vorgelegt, aus dem wir Auszüge drucken. Costanzo Preve analysiert in seinem Artikel vor allem das Herangehen trotzkistischer Theoretiker an diese Problematik. Gerhard Branstner faßt in wenigen Sätzen Antworten auf die Frage zusammen: Wie weiter? Helmut Dunkhase macht auf einen originellen Vorschlag zur Machbarkeit von Wirtschaftsplanung aufmerksam. Das nächste Kapitel Marx ist gerade eröffnet.

(jW)

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