Wahrhafte Freunde
Von Peter SteinigerKuba sei »am Ende« und stehe nun »vor dem größten Umbruch seiner Geschichte«. Das können Sie in anderen deutschen Zeitungen lesen, aber nicht in dieser. Denn wir sind davon überzeugt, daß dieser historische Umbruch bereits vor fünfzig Jahren stattfand. Dazu, welches Bild die mächtigen Medien in Deutschland von Kuba zeichnen und was ihre Motive dabei sind, finden Sie in dieser Ausgabe eine Analyse. Des weiteren stellen wir einen Film sowie ein Buch zu interessanten Kapiteln aus unserer eigenen und gemeinsamen Geschichte vor. Wir ziehen ein Fazit der Situation in Deutschland zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer und berichten vom kubanischen Leben in der ungeteilten Stadt Berlin.
Ein Schwerpunkt auf den nächsten Seiten ist die Europäische Union. Auch die EU-Politik hat bekanntlich viele »freundschaftliche« oder strenge Ratschläge für Kuba dazu, welchen »demokratischen Wandel« das Land brauche. Wir zeigen hier, um was für eine Institution es sich bei der EU handelt und wie durch diese demokratische und soziale Rechte in Europa selbst eingeschränkt werden.
Kuba ist für uns weder ein romantisches Revolutionsmuseum noch ein Wallfahrtsort oder das Paradies. Wir wissen, daß der neue gesellschaftliche Weg, welcher der Sozialismus ist, Fehler und Rückschläge einschließt. Neue Generationen entwickeln neue Erwartungen und Forderungen, wenn Errungenschaften zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Welche Veränderungen die Insel braucht, wissen die Menschen in Kuba am besten. Über ihre Zukunft haben nur sie selbst zu bestimmen.
Kuba ist und bleibt für uns eine Insel der Hoffnung. Kuba widersteht und entwickelt sich trotz vieler Probleme weiter. Nach »Ike« und »Gustav« braucht das Land noch mehr Hilfe und Solidarität als zuvor. Ein solches Projekt stellen wir hier vor.
Auch wenn es an vielen Dingen mangelt, wegen der Blockade oder eigener Unzulänglichkeiten: Kuba und seine Menschen sind reich an dem, was unbezahlbar ist: Menschlichkeit und Würde. Die progressiven Entwicklungen in Lateinamerika tragen dazu bei, daß diese Hoffnung nicht isoliert bleibt. Wir schreiben hier darüber, wie sie nach Europa ausstrahlt, das nun, in der Krise, den Preis für eine hoffnungslose Politik zahlen muß.
Für Kuba empfinden wir eine reife und vitale Liebe. Zu einer solchen gehört eine tiefe Freundschaft. Freunde teilen Erfahrungen, sie kritisieren sich, ohne Belehrungen und Strafen, sie lernen voneinander. Sie eint ein gemeinsames Ziel.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!