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Aus: literatur, Beilage der jW vom 05.12.2012

Bücher als Ballast

Intro
Von René Hamann
Bild 1

In Peter Glasers legendärer Achtziger-Jahre-Anthologie »Rawumms« (2003 bei KiWi wiederaufgelegt) gibt es einen Text, der diverse Vorschläge für eine neue kulturelle Revolution ausbreitet. Unter anderem sollte man eine Stadtwohnung mieten, am besten in einer der beliebten deutschen Großstädte, sie restlos mit Büchern vollstellen, abschließen, den Schlüssel wegwerfen und sich dann unbekannt verziehen.

Was für ein Ballast Bücher sein können, fällt einem nämlich besonders bei Umzügen auf: Sie nehmen fast mehr Platz weg als Möbel; sie sind schwerer als zwei oder drei Kühlschränke zusammen; und sie füllen nicht einmal einen Karton – denn der wird zu schwer für den Transport, wenn er nur aus Büchern besteht. Kruzifix! Vielleicht hat die digitale Zukunft doch etwas Gutes.

Was außerdem auffällt, ist, daß Bücher sich trotz allem immer noch hoher Beliebtheit erfreuen. Der Karton mit Ausschuß, also mit Büchern, die ich nicht mehr brauchte, war innerhalb weniger Stunden leergeräumt; mein alter Tintenstrahldrucker, leider eben ohne USB-Anschluß, stand dagegen tagelang auf der Straße und mußte schließlich doch von der BSR abgeholt werden.

Diese Literaturbeilage zum Advent befaßt sich unterdessen mit einem anderen sterbenden Phänomen der Gesellschaft, nämlich mit dem Pop. Pop und Literatur sind ja zwei Größen, die es besonders hierzulande immer wieder schwer hatten, vor allem, wenn sie als Paar aufzutreten versuchten. Auf der Literatur liegt immer noch der Ballast von zweihundert Jahren Aufklärung in einem bildungsbürgerlichen Sinn; Pop trägt den Nimbus der leichten Unterhaltsamkeit und also eines Wegwerfcharakters. Andererseits, siehe oben, warum Bücher nicht einfach wegwerfen? Weiter schenken, auf die Straße stellen?

Hier also noch einmal knallbunte Gegenläufe zum Weihnachtsirrsinn: Mehr Pop geht kaum. Besprechungen von Büchern von Linus Volkmann, zum Reader »Punk im Osten«, zu Annett Groeschner, Ulrike Sterblich und Adam Popovic sowie zum legendären Musikschreiber Wolfgang Welt. Zur Krönung gibt es eine Besprechung des Buchs zum Film »Dirty Dancing«.

Die Bilder zeigen diesmal legendäre Reggae-Plattencover und -Label. Exotica! Männer mit gedrechselten Haaren, wüste Farben, dicke Stumpen, und Palmen im Hintergrund. Über die jamaikanische Literatur wissen wir trotz Peter Paul Zahl selig nichts – über die jamaikanische Musik von Rocksteady über Dub bis zu Dancehall – kann man gar nicht genug wissen. Und der schöne Verlag »Soul Jazz Books« aus London bündelt die entsprechende Schallplattencoverkunst.

Steve Barrow, Stuart Baker (Hg.): Reggae Soundsystem. Original Reggae Album Cover Art. Soul Jazz Books, London 2012, 500 Seiten, 30 Pfund

»Sei nett zu den Leuten auf dem Weg nach oben, weil, du triffst sie wieder auf dem Weg nach unten.«

Martin Kippenberger, »Rawumms«

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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