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Aus: Alternatives Reisen, Beilage der jW vom 06.03.2013

Es ist eine Lust

Im Urlaub soll die Grenze zwischen Erholung und Bildung fließend sein. Anregung zur praktischen Weltanschauung
Von Peter Steiniger
Ordnung: Zimmermädchen im Wörlitzer Hotel »Zum Stein«, Sachsen-A
Ordnung: Zimmermädchen im Wörlitzer Hotel »Zum Stein«, Sachsen-Anhalt

Zu schön, um wahr zu sein. Diese Landschaften, Städte, Menschen, die alle zuviel Photoshop-Retusche abbekommen haben. In den bunten Katalogen und auf grellen Werbetafeln, in Wurfsendungen und auf Internetportalen, in E-Mails und nie bestellten Newslettern. Pausenlos wird die Werbetrommel geschlagen. Jedes Reiseziel wird als das absolut lohnendste, jedes Event als das unbedingt attraktivste, jeder Strand als der allertraumhafteste angepriesen. Und an keinem Ort fehlt es an superfreundlichen Menschen, die unseren Besuch kaum erwarten können.

Und es ist doch so: Auch dieser Winter war wieder zu grau, und viel zu lange liegt der letzte Urlaub zurück. Das Fernweh sticht in der Brust. Also los! Zum Glück leben wir ja in der westlichen Erlebnisgesellschaft. Zum Glück haben wir einen Ausweis in der Tasche, der was gilt. Und nicht weniger als die weltgrößte Wirtschaftsbranche steht bereit, um uns jederzeit an jeden Punkt des blauen Planeten zu bringen, den wir uns leisten können. Wie lange der sich uns noch leisten kann, steht auf einem anderen Blatt.

Fragen zum Verhältnis von Mensch und Umwelt muß sich auch der Tourismus immer mehr stellen. Vielerorts tritt er an die Stelle klassischer Wirtschaftszweige. Auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin, ITB, die am Erscheinungstag dieser Reisebeilage von junge Welt für Fachbesucher und am 9. und 10. März für das breite Publikum ihre Tore öffnet, wird das Schlagwort Nachhaltigkeit Konjunktur haben. Auf einem Geschäftsfeld, das weiter wächst und auf dem asiatischen Markt regelrecht boomt. Insbesondere chinesische Touristen, aber auch China als Reiseziel tragen dazu bei.

Nur auf den guten Willen von Wirtschaftsbossen und Politik wollen Gewerkschaften, Umweltgruppen und soziale Bewegungen nicht setzen. Beim Weltsozialforum im März in Tunesien wird daher auch der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen im Tourismus eine Rolle spielen. Faire Arbeitsbedingungen und Erholung sind Rechte, die einem großen Teil der Menschheit weiter vorenthalten werden. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 aber gilt für alle, ohne Unterschiede nach Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe zu machen.

Kaum jemand wird nun, von Weltschmerz gebeugt, die Koffer wieder auspacken. Denn es ist eine Lust und ein kostbares Stück Freiheit, etwas von der Welt sehen und fühlen zu können, auf Reisen Erfahrungen zu sammeln und hinzuzulernen. Mit ins Gepäck gehört die Neugier auf die vorurteilsfreie Begegnung mit dem noch Unbekannten. Unsere Leserinnen und Leser unterscheiden zwischen den Resorts genannten Wagenburgen des Wohlstands und der gesellschaftlichen Realität, zwischen Tingeltangel und Kultur. In der Fremde blicken sie auch hinter die Kulissen. Die Reportagen unserer Autoren tragen dem Rechnung und möchten Anregungen zum alternativen Reisen geben.

Mit den zwei Seiten in der Welt des Tourismus beschäftigen sich die Fotos dieser Beilage. Sie rücken Menschen in den Blick, die mit ihrer Arbeit anderen Komfort, Erholung und Genuß auf Reisen erst ermöglichen.

Einen Workshop auf dem Weltsozialforum in der tunesischen Hauptstadt Tunis (26. bis 30. März 2013) kündigt der Infodienst »TourismWatch« des Evangelischen Entwicklungsdienstes »Brot für die Welt« an. Darin wird es am 28.3. auf dem Unicampus Al-Manar um Menschenrechtsverletzungen im Tourismus und die internationale Vernetzung tourismuskritischer Gruppen gehen.

www.tourism-watch.de

www.fsm2013.org

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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