Imperialistische Konkurrenz und industrielles Töten
Von Richard BagleyMillionen Wörter wurden über den Ersten Weltkrieg geschrieben, aber ein Jahrhundert nach seinem Beginn gibt es keinen Konsens über seine Ursachen, darüber, wer verantwortlich war und wie wir ähnliche Katastrophen in Zukunft verhindern können.
Als Resultat einer einzigartigen Zusammenarbeit legen der britische Morning Star die junge Welt, die dänische Arbejderen und die luxemburgische Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek diese Beilage aus Anlaß des Beginns des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren vor.
Unsere Zeitungen haben sich zusammengefunden, um dieses Unikat zu produzieren, weil der Krieg noch da ist und noch immer von denjenigen, die heute für Frieden kämpfen, analysiert werden muß. Dies ist darüber hinaus ein Beispiel, um zu zeigen, wie linke Zeitungen zusammenarbeiten, Ressourcen teilen und Ideen allen Leserinnen und Lesern zugänglich machen können.
Auf den Erinnerungsstaatsakten dieser Woche wird die Schlußfolgerung, die viele Sozialisten und Kommunisten bereits vor hundert Jahren gezogen haben, nicht erwähnt werden: Der Krieg war das Ergebnis imperialistischer Konkurrenz zwischen den herrschenden Klassen Europas, die zu einem »dreckigen, ekelhaften und abscheulichen industriellen Töten« (so der Historiker Douglas Newton) führte.
Unsere Autorinnen und Autoren beschreiben die imperialistischen und kapitalistischen Nutznießer des Konfliktes, sie schildern, was der Krieg bei den Millionen, die vom Krieg betroffen waren, bewirkte, sie untersuchen die Situation der Frauen, die in den Fabriken arbeiteten, und die Kämpfe der Bewegungen von Arbeiterinnen und Arbeitern, Sozialistinnen und Sozialisten an der »Heimatfront«.
Es gibt wieder einen Krieg, der in Europa wütet, und die Aufteilung des Nahen und Mittleren Osten nach dem Ersten Weltkrieg implodiert gerade in diesen Wochen. Wir sind weit davon entfernt, die Gespenster des Imperialismus und der kapitalistischen Krise gebannt zu haben. Rosa Luxemburgs Warnung, daß wir vor der Wahl zwischen »Sozialismus oder Barbarei« stehen, war nie spürbarer wahr.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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