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Aus: Medien und Krieg, Beilage der jW vom 27.08.2014

Freiheit für Andrej Stenin

Internationale Kampagne fordert Freilassung des russischen Fotoreporters. Er soll sich in den Händen des ukrainischen Geheimdienstes befinden. Kiew blockt ab
Von Rüdiger Göbel
Der russische Fotoreporter Andrej Stenin – hier ein Archivfoto,
Der russische Fotoreporter Andrej Stenin – hier ein Archivfoto, das ihn in der syrischen Hauptstadt Damaskus zeigt – ist seit dem 5. ­August »verschollen«

Andrej Stenin arbeitet an den Hot Spots, in Donezk, Slowjansk, Mariupol und vielen anderen Städten, in denen die ukrainische Armee und Volksmilizen kämpfen. Seine Bilder zeigen, was es heißt, wenn Kiews Truppen die Bevölkerung ihres Landes mit Artilleriegranaten attackieren. Da sind verängstigte Kinder und verzweifelte Alte, die in ihren Kellern Schutz vor den Bomben suchen. Da sind Kämpfer, die mit Entsetzen auf das Trümmerfeld der abgestürzten Boing 777 blicken. Und junge Soldaten in ihren Panzern auf dem Weg ins Gefecht mit den eigenen Landsleuten. Andrej Stenin liefert Reportagen von beiden Seiten der Front; er dokumentiert Leid und Elend, gibt dem Krieg eine Gesicht. Seit 5. August fehlt von dem russischen Fotografen der Agentur Rossiya Segodnya jede Spur.

Schnell wird klar, der junge Mann ist nicht einfach »verschwunden«. Er ist wohl verschleppt worden. Zunächst teilt die Kiewer Führung mit, Andrej Stenin befinde sich in den Händen des ukrainischen Geheimdienstes SBU. »Er ist von unseren Sicherheitsdiensten verhaftet worden«, sagt Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministers Arsen Awakow, laut RIA Nowosti (12. August) dem lettischen Radiosender Baltkom. Ihm werde »Unterstützung und Verherrlichung der Terroristen« vorgeworfen. Stenin habe einen verletzten ukrainischen Soldaten fotografiert. Auf weiteren Bildern sei zu sehen, daß der Gefangene tot sei. Noch am selben Tag machte Geraschtschenko einen Rückzieher und behauptete, falsch verstanden worden zu sein. Die russische Agentur RIA Nowosti meldet schließlich unter Berufung auf eine »informierte Quelle«, der Fotograf sei vom SBU in die Stadt Saporoschje verschleppt worden. Der ukrainische Geheimdienst bestreitet dies.

Das russische Außenministerium arbeitet mit Hochdruck daran, das Schicksal des seit drei Wochen verschwundenen Journalisten zu klären. Kiew blockt ab, vom Westen gibt es in der Sache keine Unterstützung. Dabei ist doch eigentlich klar: Das Verschwindenlassen von Journalisten kann unter keinen Umständen akzeptiert werden.

Bis Redaktionsschluß dieser Beilage war nicht klar, wo sich Andrej Stenin befindet und wie es ihm geht. Seine russischen Kollegen haben inzwischen eine internationale Kampagne zu seiner Freilassung gestartet. Russische Prominente, Journalisten, Fotografen und Blogger posten über Twitter mit den Hashtags # und #freeAndrew Bilder von sich und zugeklebten Kameras. junge Welt macht auf die Solidaritätskampagne aufmerksam. Die jW-Beilage »­medien & krieg« ist durchgehend mit Fotos des russischen Kollegen illustriert.

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