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Aus: Gewerkschaften, Beilage der jW vom 24.10.2018
Editorial

Klassenkampf von unten

Kapitalismus provoziert Widerstand. Ein Blick auf aktuelle gewerkschaftliche Aktivitäten lohnt
Von Stefan Thiel
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Licht am Ende des Tunnels? Eine streitlustige Gewerkschaftsbasis könnte dafür sorgen (Streikdemo im Hamburger Elbtunnel, 24. Januar)

Keine Frage, es stand schon mal besser um die Gewerkschaftsbewegung. Abwehrkämpfe, Kungeleien der Spitzen mit dem Kapital und die Ideolo gie der »Sozialpartnerschaft« prägen oftmals deren Praxis – nicht nur hierzulande. Es gibt aber auch noch bemerkenswerte, weil konsequent geführte Arbeitskämpfe und grundsätzliche Auseinandersetzungen, etwa um die öffentliche Daseinsvorsorge.

Die gewerkschaftlichen Kämpfe gilt es zu stärken und auszuweiten. Auch Verteilungskonflikte sind Auseinandersetzungen zwischen den Klassen. Jede Lohnerhöhung schmälert die Profite, jeder erfolgreiche Kampf gegen eine Werkschließung ist ein Schlag ins Gesicht der Kapitalisten. In nichtrevolutionären Zeiten – wie im Moment – hilft nur harte, mühsame gewerkschaftliche Kleinarbeit.

Die vorliegende Beilage richtet sich deshalb an alle, die an der gewerkschaftlichen Basis, in den Betrieben und darüber hinaus bereits aktiv sind oder dies werden möchten. Sie ist ein Angebot an Gewerkschafter, Lohnabhängige und linke Aktivisten. Sie stellt den Versuch dar, einen Überblick zu schaffen über den Zustand der Gewerkschaftsbewegung in verschiedenen Ländern und bemerkenswerte Arbeitskämpfe auch in der BRD.

Einer dieser exemplarischen Konflikte ist die Auseinandersetzung beim Autozulieferer Halberg-Guss. Diesen Kampf um Arbeitsplätze und gegen einen als »Investor« bezeichneten Plattmacherkonzern der besonderen Art zeichnet Susan Bonath nach. Susanne Knütter bilanziert die Streikbewegung für Entlastung und mehr Personal in den Krankenhäusern. Auch diese ist beispielhaft, berührt sie doch das Gesundheitssystem als Ganzes. Zudem gibt es einen kurzen kritischen Rückblick auf die großen Tarifrunden des Jahres, wo – zumindest in der Metallindustrie – auch die Arbeitszeitfrage ein kleines Comeback erlebte.

Auf die Notwendigkeit international geführter Arbeitskämpfe verweisen die Artikel zu den Streiks beim Billigflieger Ryanair und dem Onlineriesen Amazon. Über die transnationale Vernetzung der Beschäftigten des Versandhändlers berichtet Gudrun Giese. In beiden Fällen provozieren die alltäglichen Zumutungen des Kapitalismus Widerstand. Die Beschäftigten sind in Bewegung geraten – über Berufs- und Ländergrenzen hinweg.

In den internationalen Beiträgen geht es um den Zustand der jeweiligen Gewerkschaftsbewegung. Martina Zaninelli berichtet darüber, wie der Bruch zwischen den großen Dachverbänden in Italien neoliberale »Reformen« begünstigt. In Südafrika habe die Spaltung der Arbeiterorganisationen hingegen einen produktiven Wettbewerb zwischen den Verbänden zugunsten der Lohnabhängigen bewirkt, schreibt Christian Selz. Dass die Basis oftmals schon wesentlich weiter ist als die Führung, zeigen die Beiträge von Christian Bunke aus Großbritannien und von Stephan Kimmerle aus den USA. Während die Gewerkschaftsspitzen in beiden Staaten mit den Herrschenden liebäugeln und somit ihre eigenen Organisationen schwächen, organisieren sich insbesondere jüngere und prekär Beschäftigte selbst und kämpfen für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Abgerundet wird die Beilage mit einem historischen Rückblick auf eine verpasste Chance. Susanne Knütter schildert dabei den letztlich erfolglosen Kampf der IG Metall für die Einführung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metallindustrie, der nicht zuletzt an den westdeutschen »Betriebsratsfürsten« und der Uneinigkeit der Metaller in Ost und West scheiterte.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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